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Auch wer traurig ist, darf mal lachen

v.l.: Jörn Döhnert, Christian Kottke, Lea und Erika Maluck.

Barsinghausen.

Der Fuchsbau, Trauerbegleitung für junge Menschen, feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Zehn Jahre Fuchsbau sind zehn Jahre, in denen Kindern und Jugendlichen ein Raum zum Trauern gegeben wurde, mit ganz viel ehrenamtlichen Engagement.

„Ich verbinde mit dem Fuchsbau einen Ort der Trauer, aber auch der Freude. Hier kann man einfach ankommen und so sein, wie man ist“, erinnert sich Lea (24). Sie hat 2013 selbst im Fuchsbau ihre Trauer über ein verstorbenes Familienmitglied verarbeitet. Nun möchte sie den Kindern und Jugendlichen etwas zurückgeben und macht im Fuchsbau, Lebenshaus Hinterkampstraße 14, ein Praktikum. „Die Themen Tod und Trauer sind leider immer noch Tabuthemen“, erklärt Erika Maluck, Leiterin Fuchsbau. Gerade Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie erkennen die Situation und spüren den Schmerz der Eltern und vom Umfeld. Selber finden sie aber keine Worte für ihre Gefühle, oder geben sich selbst sogar die Schuld daran, dass alle um sie herum traurig sind. Dieser Schmerz zeigt sich dann erst viel später und kann sich dann durch Trauer, Wut, oder auch in schlechten schulischen Leistungen zeigen. „Das Trauerfenster ist unbegrenzt“, so Maluck, „Eltern versuchen oft den Schmerz von den Kindern weg zu halten, doch die wissen ganz genau was sie spüren. Wir unterstützen dann und versuchen, dass die Kinder ihre Trauer durch Kreativität zeigen und verarbeiten.“ So ist über die Jahre ein Netzwerk zwischen dem Fuchsbau, Noa Noa, Labora und dem Waldhof entstanden. „Wir lernen auch immer noch von den Kindern“, fasst Maluck die zehn Jahre zusammen, „Die Kinder haben einen tollen Blick auf sich selbst und wollen auch nach ihren Gedanken gefragt werden.“

Lea freut sich, dass es viele Rituale im Fuchsbau noch gibt: „Die Kerze, die jedes Mal angezündet wird für den Verstorbenen. Das hat als Kind gutgetan, aber auch jetzt als Betreuer. Auch den Brief den ich damals ganz in Ruhe schreiben durfte. Der hat viele Tränen gekostet, aber auch zum Lachen gebracht, denn er war voller schöner Erinnerungen.“ Diese Erinnerungen werden im Fuchsbau gerne in Schatzkisten gesammelt. „Weil zehn Jahre Fuchsbau auch zehn Jahre Erika sind, die sich hier unheimlich einbringt und uns in den letzten Wochen viele Briefe mit Erinnerungen erreicht haben, ist diese Schatzkiste für dich“, überreicht Jörn Döhnert die Erinnerungen an Erika Maluck weiter.

Derzeit gibt es sechs Gruppen, zwei Jugend-, drei Kinder- und eine Minigruppe, im Fuchsbau. 20 aktive Ehrenamtliche betreuen rund 50 Kinder und Jugendliche. „Um nicht ins kalte Wasser gestoßen zu werden machen wir Schulungen“, erklärt Christian Kottke. Er ist seit zehn Jahren ehrenamtlich dabei. Damit das Thema Trauer und der Tod aus der Tabuzone kommt, gehen die Ehrenamtlichen auch in die Schulen und klären auf. Auch eine Wanderausstellung ist zu sehen. Sie ist derzeit im Krankenhaus in Gehrden zu sehen und kommt im November in die Petrus-Gemeinde Barsinghausen.

„Nur wenn das Thema in der Breite kommuniziert wird, ist es kein Tabu mehr und die Menschen sprechen darüber“, so Kottke. „Leider bedeutet Emotionen zeigen und Gefühle haben immer noch Schwäche und dafür ist in unserer Gesellschaft kaum Platz", so Lea, „Aber im Fuchsbau habe ich einen gesunden Umgang mit der Trauer gelernt. Und auch erfahren, dass es in Ordnung ist zu lachen, auch wenn man traurig ist. Das kann einem keiner nehmen.“


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