Gehrden. Die Verwaltung der Stadt Gehrden schlägt in einem Antrag vor, dass der Rat der Stadt Gehrden beschließen möge, dass die Zügigkeit des Matthias-Claudius-Gymnasium (MCG) auf insgesamt vier Züge in der Eingangsstufe ab dem Schuljahr 2022/2023 dauerhaft begrenzt wird. Seit wenigen Jahren ist die Schule jedoch fünfzügig, da es entsprechend viele Anmeldungen gab. Dieser steigende Trend wird auch für die nächsten Jahre erwartet. Dass durch den Schritt zur Begrenzung diverse Schüler nicht am MCG angenommen werden können, löst nun Unmut bei Schülern, Eltern, aber auch in Teilen der Politik aus. Es wird wohl auch eine Frage der Kosten sein.
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Bevor der Antrag in den Rat geht, wird er zunächst heute Abend im Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung (BEB) besprochen. Hier steht der Antrag bei der um 18 Uhr beginnenden Sitzung auf der Tagesordnung (Top 13. Vorlage: 2021-2026/0096).
Schon 2021 hat die Schulleitung des MCG in einem Schreiben die Verwaltung auf das Raumproblem bei der wachsenden Schülerzahl hingewiesen. Auf der einen Seite erfreut sich die Schulleitung an der Beliebtheit der Schule über die Grenzen von Gehrden hinaus, andererseits stellt die wachsende Schülerzahl den Schulträger und die Schulleitung vor Räumliche Probleme. 2021 hatten sich knapp 150 Schüler angemeldet, für das Schuljahr 2022/23 sind es bereits 161. „Die Konsequenz des Antrages ist, dass das MCG diversen Schülern die angestrebte Schullaufbahn verwehrt und ihre Anmeldung ablehnen muss“, kritisiert Ratsherr Stephan Fromm (Die Partei).
Die Schulleitung schlug in dem Schreiben aus dem Jahr 2021 als Notlösung vor, dass Räume, die als Kursräume, oder für die Ganztagsbetreuung genutzt werden, zu Klassenräumen umgestaltet werden könnten. Dies führe aber zu Kosten bei der Ausstattung, sei pädagogisch nicht empfehlenswert und würde die grundsätzliche Raumknappheit langfristig nicht lösen. Weiter schlug die Schulleitung eine Containerlösung, eine Nachnutzung der Schule am Langen Feld, oder einen Neubau der Dreifeldsporthalle am Knülweg vor, wo dann auch Räumlichkeiten für den Unterricht und die Musikschule geschaffen werden könnten.
Im Antrag rechnet die Verwaltung vor, dass ein Anbau (15 Räume) sowie Ausstattung der Räume insgesamt bis zu vier Millionen Euro kosten würde. „Das Gymnasium ist im Zuge der langjährigen Sanierung sowie der zwischenzeitlichen Einführung des 13. Jahrgangs, zu einer vierzügigen Ganztagsschule umgebaut worden. Eine Erweiterung der Schule ist derzeitig nicht vorgesehen und ließe sich auf dem Gelände des MCG nicht realisieren. Die Verwaltung schlägt daher vor, derzeitig
keine Veränderung der Strukturen vorzunehmen und keine Erweiterung der Schule anzustreben.
Weiterführende Schulen muss der Schulträger nur für die Schüler aus der Gemeinde selbst vorhalten“, heißt es im entsprechenden Antrag von der Verwaltung.
„Um diese Begrenzung zu erreichen, soll das MCG nur noch für Schüler mit Wohnsitz in Gehrden zugänglich sein. Schülern aus den umliegenden Gemeinden, hauptsächlich betrifft das die Schüler aus der Stadt Ronnenberg und der Gemeinde Wennigsen, sollen am MCG nicht mehr aufgenommen werden, unabhängig von der Frage, ob z.B. bereits Geschwisterkinder die Schule besuchen“, kritisiert Fromm den Antrag.
„Das heißt das bereits angemeldete Kinder, aus nicht zu Gehrden gehörenden Gemeinden, doch nicht angenommen werden und somit völlig im Regen stehen gelassen werden. Es gab bis jetzt keinerlei Informationen seitens der Schulleitung oder der Stadt Gehrden hierzu an die betroffenen Kinder und deren Familien. Warum wurden umfangreiche Infoabende des MCG in Wennigsen für einen Schulbesuch in Gehrden veranstaltet? Diese Problematik besteht wohl nicht erst seit ´gestern`“, so Eltern gegenüber con-nect.de. Aus diesem Unmut heraus wurden für Wennigsen und Ronnenberg bereits Online-Petitionen angelegt:
Die Region Hannover hatte jüngst die Entwicklungen der Bevölkerungszahlen veröffentlich. Für zwölf Kommunen im Umland wurde damit am 31. März 2022 die höchste jemals ermittelte Zahl an Einwohnern am Hauptwohnsitz festgestellt – darunter auch Gehrden. Auch die Anzahl der Grundschulkinder soll laut Region in den nächsten Jahren steigen. Diese Kinder werden, davon ist auszugehen, auch weiterführende Schulen wie das MCG besuchen wollen.
„Der Beschluss dieser Vorlage würde das Ansehen der Stadt Gehrden nachhaltig beschädigen und wir kämen in eine Situation, in der wir als Schulträger, auf Grundlage, der durch die Verwaltung selbst ermittelten und vorgestellten Schulentwicklungsdaten, nicht mehr in der Lage wären den hier ansässigen Kindern weiterhin ein hinreichendes Schulangebot anbieten zu können. Schlimmer sogar! Spätestens mit dem Einschulungsjahrgang 2029, vermutlich aber bereits 1-2 Jahre früher, hätten wir nicht ausreichend Schulplätze zur Verfügung, um nur den Gehrdener Schülern, die das wünschen, einen Schulplatz am MCG anzubieten“, so Fromm.
„Zwingende Konsequenz wäre, dass das MCG sein Angebot einschränken müsste und beispielsweise im Fremdsprachenbereich kein bedarfsgerechtes Angebot mehr unterbreiten kann. Nur aufgrund der fünf Züge ist es heute überhaupt möglich eine zweite Spanisch-Klasse anzubieten. Und selbst wenn das aufgrund seiner besonderen Genehmigungssituation kaum vorstellbar ist, müsste konsequenterweise das identitätsstiftende Musikprofil eingestellt werden, da gerade dieses Angebot für auswärtige Schüler eine Eingangspforte darstellt. Schüler, die sich darauf anmelden, können von der Schule nicht abgewiesen werden. Die sich aus der Vierzügigkeit ergebenden Angebotseinschränkungen in der Profilwahl im 8. Jahrgang und die Unmöglichkeit in der Oberstufe ein nachfragegerechtes Kursangebot zu ermöglichen, führen dazu, dass aus dem MCG mit überregionaler Ausstrahlung ein Grundversorger in der Gehrdener Bildungslandschaft würde. Wo keine ausreichende Anzahl Schüler sind, kann eben auch nur das vorgeschriebene Grundangebot unterrichtet werden“, bedauert Dirk Tegtmeyer, Vorsitzender der Ratsgruppe Die Linke im Rat der Stadt Gehrden.