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Stolpersteine für vertriebene Juden geplant

Ronnenberg.

Die drei letzten noch lebenden, jüdischen Ronnenberger, Ursula Seligmann-Löwenstein (Jerusalem, 96 Jahre), Heinz Seligmann (Rio de Janeiro, 105 Jahre) und Fritz Cohen (Chicago, 97 Jahre), sowie ihre Familien wünschen sich, dass in ihrem ehemaligen Heimatort in Ronnenberg weitere Stolpersteine verlegt werden. "Ich würde mich freuen, wenn auch meine Familie, die aus Ronnenberg vertrieben worden ist sowie weitere jüdische Ronnenberger, die das gleiche Schicksal erlitten haben, Stolpersteine vor ihren ehemaligen Wohnhäusern erhalten", hat Ursula Seligmann-Löwenstein dem Ehepaar Christiane Buddenberg-Hertel und Peter Hertel schriftlich mit auf den Weg nach Ronnenberg gegeben. Sie war die dritte der drei Holocaust-Überlebenden aus Ronnenberg, die das Ehepaar Hertel in den vergangenen Monaten besucht hat. 2005 hatte die Stadt Ronnenberg als erstes, politisches Gemeinwesen in der Region Hannover drei Stolpersteine verlegt.

Wie 2018 aus Brasilien und den USA haben Christiane Buddenberg-Hertel und Peter Hertel auch aus Israel zahlreiche Dokumente und Bilder in die Heimat der Ronnenberger Juden mitgebracht. Dazu zählt die Heiratsurkunde von Siegfried und Alma Seligmann, die auf aramäisch und deutsch verfasst ist. Eine Reihe von Bildern und Dokumenten hatte Ursula Seligmann-Löwenstein bereits dem Holocaust-Museum in Washington zukommen lassen.  Das Ehepaar hat aber Kopien erhalten und sie ebenfalls mitgebracht.  

Mit allen drei noch lebenden Juden aus Ronnenberg liegen nun Video-Gespräche vor. Die Interviewten erzählen über ihre Kindheit und Jugend in Ronnenberg, die Vertreibung und Flucht im Naziterror sowie über die unglaublichen Schwierigkeiten, sich in den Aufnahmeländern eine neue Existenz aufzubauen. Ergreifend ist der Bericht von Ursula Seligmann-Löwenstein über die Flucht ihrer Familie auf dem Schiff "St. Louis".  Ãœber die Geschichte der St. Louis, die über 900 jüdische Flüchtlinge nach Kuba bringen wollte, jedoch nach Europa zurückkehren musste, ist bekanntlich in Filmen und Büchern berichtet worden. Auf dem Video erzählt Ursula Seligmann, wie sie als 15jährige die tragische, grauenhafte Geschichte mit den übrigen vier Ronnenberger Flüchtlingen erlebt hat. Kurz bevor die Deportationen nach Auschwitz begannen, schickte ihr Verwandter Walter Seligmann das erlösende Telegramm aus den USA, wonach die Familie die notwendige Ausreisevisa erhielt. Christiane Buddenberg-Hertel plant, aus den drei Video-Gesprächen kurze Filme zu erstellen, die dann von Schulen genutzt werden können. Mit den Ronnenberger Ãœberlebenden und ihren Familien hält das Ehepaar brieflichen und telefonischen Kontakt. Sollte es zu der von ihnen erhofften Stolpersteinverlegung kommen, planen einige, nach Ronnenberg zu reisen und daran teilzunehmen.