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Steht die Kalihalde schon im Grundwasser?

Vorstand der Bürgerinitiative v.r.: Katharina Tschaeschel, 2. Vorsitzende, Marc Bierhance, 1. Vorsitzender, Maik Hartje, Pressearbeit, Stefan Spötter, Kassenwart

Ronnenberg.

Die Bürgerinitiative ´Ronnenberg Bauschuttdeponie - Nein Danke!` (BI) hat die Bürger Ronnenbergs zum Informationsabend in das Dorfgemeinschaftshaus eingeladen und diese machten den Saal auch voll. Es wurde über Gespräche mit Politikern informiert, Experten sprachen über die Deponie und Gesundheitsgefahren und auch der Brief zur Dialogaufforderung der Firma Menke kam zur Sprache.

„Wir sind ganz klar für einen Dialog“, macht Marc Bierhance, 1. Vorsitzender der BI, zu Beginn klar, „Aber dieser Dialog muss ernst gemeint sein und diesen Eindruck haben wir bei Meineke nicht.“ Bierhance kritisiert, dass die Firma Umweltservice Menke Ronnenberg GmbH nur an ihrer Lösung interessiert ist und keine Alternative zu lässt. Darüber hinaus werden Risiken verharmlost. Menke möchte die Kalihalde als Bauschuttdeponie nutzen und anschließend abdecken. Die BI möchte keinen Bauschutt und sieht alternative Lösungen wie, Abschmelzen, Abtragen, oder Umlagern. Das natürliche Abschmelzen würde circa 80 Jahre dauern. Abtragen könnte vier Jahre dauern und ein abdecken, ohne Bauschutt, vier bis sechs Jahre. Laut BI sind alle drei Lösungen besser für Ronnenberg, als das Ablagern von unbekanntem Bauschutt, welcher anschließend abgedeckt wird. Kritisiert wird bei Menkes vorgehen, dass die Firma sich auf das Bergrecht beruft unter dem sich die Bauschuttablagerung als Verwertung deklarieren lässt. „Diesen Etikettenschwindel wollen wir nicht mitmachen!“, erklärt Bierhance.

Auch Bürgermeisterin Stephanie Harms ist mit dem Verlauf und dem Dialog mit der Firma Menke unglücklich, sie betont an dem Abend noch einmal, dass auch die Stadt zum Dialog bereit ist, aber nur wenn die Firma Menke die Alternativen ernsthaft berücksichtigt.

Der BI liegen nach eigener Aussage Unterlagen der Firma Menke vor, die aus der nicht öffentlichen Antragskonferenz vom 16. August stammen. Anhand dieser Aussagen kritisiert die BI das Vorhaben der Firma Menke. Laut Menkes Berechnungen würde sich die Höhe der Halde vergrößern. Jetzt beträgt die Höhe des kalihaldenstumpfes zwischen fünf und 17 Metern. Die Firma Menke möchte 120.000 Tonnen Bauschutt jährlich aufschütten. Hier wäre laut Menke mit einer endgültigen Höhe von 35 bis 40 Metern zu rechnen. Ohne Begrünung. Keine Aussage trifft die Firma Menke in den Unterlagen über die Bauschuttqualität. Erlaubt sind in der Entsorgungsklasse Z2, welche geplant ist, Blei, Kadmium und auch Quecksilber. Vor diesen Stoffen muss das Grundwasser geschützt werden und hier kommt Diplom-Geologe Ralf Krupp zu Wort: „Anders als gerne behauptet wird, ist der Kern einer Kalihalde nicht fest“. Krupp hat sich den Kalihaldenstumpf angeschaut und erzählt auch von anderen Kalihalden in Niedersachsen. Laut seinen Aussagen zeigt sich immer das gleiche Bild: Wasser dringt in die Halde ein, löst das Salz auf und bildet Salzsäure. Dort bricht die Halde ein und es führen schlauchartige Löcher bis in den Haldenkern hinein. Auch hohe Luftfeuchtigkeit ruft dieses Phänomen hervor. Hinzu kommt, dass bei allen Halden der Haldenkern um ein bis drei Meter in den Boden absingt und sich so dem Grundwasser nähert. „Es ist durchaus denkbar das die Halde in Ronnenberg bereits im Grundwasser steht“, führt Krupp auf und zeigt Ergebnisse einer Bodenuntersuchung. Der elektrische Widerstand des Bodens wurde gemessen. Salz verringert diesen Widerstand. Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass es Aufgrund des geringen Widerstandes eine hohe Wahrscheinlichkeit von hohem Salzgehalt im Boden um die Halde und Ronnenberg gibt. Hinzu kommt die Wechselwirkung von Salz und Schwermetallen. Salz kann diese teilweise lösen, dies kann unter anderem zu erhöhten Cadmium Werten im Grundwasser führen. „Es sind alles erwartbare Probleme. Wasser dringt ein, es bilden sich Löcher. Das hat sich bis jetzt bei allen Kalihalden in Niedersachsen gezeigt“, schließt Geologe Krupp seinen Vortrag. Die BI möchte auf dieser Grundlage keinen giftigen Bauschutt ablagern lassen. Laut Z2 soll auch leicht radioaktiver Bauschutt erlaubt sein, gibt Maik Hartje an, er ist für Pressearbeit und Recherche bei der BI zuständig: „Da habe ich das Atomkraftwerk Grohnde im Kopf das bis 2038 stillgelegt und abgebaut werden soll. Die B217 führt von Ronnenberg direkt dort hin. Ein Schelm wer böses dabei denkt.“

Dr. Felix Fleißner, MHH, ist Mitglied der Forschungsgruppe zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Staub/Feinstaub auf das Herz-Kreislaufsystem. Auch er zählt Stoffe wie Blei, Arsen und Cyanid auf, welche sich im Bauschutt und somit auch im Fein- und Feinststaub befinden können. Doch für ihn ist nicht nur der Bauschutt Thema, sondern auch die vielen LKW. Die schweren Dieselfahrzeuge, von denen laut Menke 30 Stück, vielleicht mehr, zur Halde fahren. „Um diese Belastung kommen sie bei keiner Lösung vorbei, egal ob Bauschutt angeliefert wird, oder die LKW die Halde abtragen“, gibt Fleißner zu bedenken. Lösungen gegen den Staub können Filteranlagen in den Häusern sein, die sind aber sehr teuer. Doch laut Fleißner können auch Bäume viel gegen Feinstaub ausrichten. Leider gibt es nicht viele Bäume zwischen Kalihalde und Ronnenberg.

Auf die Frage, welche gesundheitlichen Belastungen auf die Bewohner zukommen würden, antwortete die Firma Menke in ihren Unterlagen: Gesundheitsbelastungen für die Anwohner werden auf Grund der gesetzlichen Vorgaben ausgeschlossen. Dies möchte im Dorfgemeinschaftshaus niemand so richtig glauben.

Zum Ende gibt die Bi noch ein Treffen mit Umweltminister Olaf Lies am 9. Oktober bekannt. Die Möglichkeit, dass es eine politische Lösung von hoher Ebene geben könnte, möchte die BI mit ihren 200 Mitgliedern nutzen.