Empelde.
Vor gut zwei Wochen fuhren 19 Teilnehmerinnen und Mitarbeiterinnen der Jugendwerkstatt Roter Faden auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Miersch (SPD) für einen Tag nach Berlin. Neben einem Besuch im Bundestag stand auch ein Gespräch mit dem Abgeordneten auf dem Programm. "Dabei fehlte eigentlich die Zeit, um auch mehr von den Teilnehmerinnen der Jugendwerkstatt zu erfahren", meinte Matthias Miersch. Um das Gespräch fortzusetzen und auch um das Diakonielädchen kids kennenzulernen, besuchte er nun am Donnerstag, 2. März, die Einrichtung in der Nenndorfer Straße 22 in Empelde.
Zunächst fand ein internes Gespräch mit den jungen Frauen statt, die im Diakonielädchen kids und dem Werkstattbereich tätig sind. Anschließend folgte ein Austausch zwischen der Jugendwerkstattleiterin Sandra Heuer, dem Geschäftsführer des Diakonieverbandes Hannover-Land Jörg Engmann und Dietmar Langer, der im Jobcenter der Region Hannover als Mitglied der Geschäftsführung Ansprechpartner für die Jugendwerkstatt ist. „Wir werden langsam müde. Als Kirche und Diakonie tragen wir zum Teil seit über 30 Jahren die Jugendwerkstätten. Das sieht nach Kontinuität aus. Und auch die Qualität in den Werkstätten ist gewachsen. Hier ist ein guter Ort zum Lernen und zum Lösen von Problem. Die Zufriedenheit der Teilnehmenden und der Mitarbeitenden ist hoch“, betonte Jörg Engmann im Pressegespräch.
Doch: die Jugendwerkstätten „pflügen“ durch von einer Befristung von Maßnahmen zur nächsten Befristung. Zurzeit gibt es zum Beispiel noch siebenmonatige Zusagen vom Jobcenter. Diese Befristungen brächten jedes Mal zusätzlichen Stress mit sich. „Wir wünschen uns strukturelles und nachhaltiges Arbeiten, wie zum Beispiel an einer berufsbildenden Schule. Wir wollen nicht jedes Jahr an unserer Existenzberechtigung zweifeln“, so der Geschäftsführer im Diakonieverband. Auf offene Ohren stieß er damit beim Bundespolitiker. Die hohe Unsicherheit durch Befristungen müsse durchbrochen werden, betonte er.
Die Jugendwerkstätten – insgesamt gibt es rund 100 in Niedersachsen und 16 in der Region Hannover – leisteten „hochsinnvolle“ Arbeit. Eine Erkenntnis sei aber auch, dass es immer Menschen gibt, die keine Chance auf eine Arbeit im sogenannten ersten Arbeitsmarkt haben. Deshalb müsse es einen öffentlichen Beschäftigungssektor mit angemessener Bezahlung geben. Beides wolle er politisch weiterverfolgen.
Überzeugt habe ihn in Empelde auch das Konzept des Diakonielädchens kids, in dem gebrauchte Kleinkinderkleidung und Spielzeug günstig weiterverkauft werde. Dies diene auch der Nachhaltigkeit, so der Umweltpolitiker. Darüber hinaus leisteten die Jugendwerkstätten einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten in der Arbeitswelt. „Jeder Euro, der hier fließt, spart Folgekosten. Das ist im Interesse der Gesellschaft“, sagte Matthias Miersch.
Dass auch die Jobcenter Planungssicherheit bräuchten, merkte Dietmar Langer an. Auch seine Behörde hätte gern andere und langfristigere Mittelzusagen aus Berlin und Nürnberg, dem Sitz der Bundesagentur für Arbeit, um entsprechende Förderungen bewilligen zu können. Nach seiner langjährigen Erfahrung gäbe es – unabhängig von der Arbeitsmarktentwicklung insgesamt – jedes Jahr zwischen 2800 und 3200 arbeitslose Jugendliche in der Region Hannover. Für diese Zielgruppe seien die Jugendwerkstätten mit 330 Plätzen in der Region eine wichtige Maßnahme.
Die Jugendwerkstatt Roter Faden trägt sich aus unterschiedlichen Finanzmitteln, aus europäischen ESF-Mitteln, aus Landeszuschüssen und dem Jobcenter. „Nur so können wir die Werkstattarbeit sicher leisten“, erklärte Jörg Engmann.