Region. Angesichts der dramatischen Situation in der Gesundheitsversorgung für Kinder appellieren die Region Hannover und die hannoverschen Kinderkliniken - das Kinder- und Jugendkrankenhaus ´Auf der Bult` und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) – an das Land Niedersachsen und die Krankenkassen, die bürokratischen Anforderungen zumindest bis zum Frühjahr deutlich herunterzufahren, um Personalkapazitäten für die Behandlung schwer kranker Kinder zu gewinnen. „30 Prozent ihrer Zeit verbringen Pflegekräfte und Ärzte am Computer“, beschreibt Prof. Dr. Benno Ure, Direktor des Zentrums Kinderchirurgie der MHH. „Angesichts der Notlage in den Intensivstationen müssen wir andere Prioritäten setzen.“.
„Unsere Kapazitätsgrenzen sind längst überschritten, wir brauchen jede Hand“, sagt Dr. Agnes Genewein, Vorständin der Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt, der Trägerin des Krankenhauses ´Auf der Bult`. Sie appelliert an die übrigen Kliniken in der Region Hannover, den Kinderkliniken kurzfristig Pflegepersonal zur Verfügung zu stellen – auch wenn dafür geplante Eingriffe abgesagt bzw. verschoben werden müssen. Prof. Dr. Gesine Hansen, ärztliche Direktorin der Kinderklinik MHH, erinnert daran, dass in der Pandemie Kinder zugunsten der Erwachsenen zurückgesteckt haben. Nun brauche es ein Zeichen der Solidarität für die Jüngsten. Von der Sophienklinik erhielten die Kinderkliniken bereits eine Zusage, personelle Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Man habe einen Aufruf unter den Beschäftigten gestartet, berichtet Geschäftsführer Manuel Demes.
Kinderarzt Dr. Thomas Buck bot an zu prüfen, in welcher Form und in welchem Umfang die niedergelassenen Ärzte unterstützen können. Auch in den Kinderarztpraxen, berichtete er, sei die Situation alarmierend. Für das Klinikum Region Hannover bot Vorständin Barbara Schulte an, dass Kinder und Jugendliche, die nicht infektiös sind und deren Erkrankung eine Verlegung zulässt, in der Kinderklinik des KRH Klinikums Neustadt weiter zu behandeln. Zudem sagte sie zu, Mitarbeitende gezielt anzusprechen, ob sie bereit sind, freie Zeitkontingente für die Unterstützung zur Verfügung zu stellen.
Auch Regionspräsident Steffen Krach zeigt sich äußerst besorgt. Er rief in dieser Woche alle Klinikträger an einen Tisch, um Lösungen zu diskutieren. Unter anderem wurde vereinbart, sich noch besser zu vernetzen – möglichst mit einer einheitlichen digitalen Plattform -, um kurzfristig erkennen zu können, wo ggf. noch pädiatrische intensivmedizinische Kapazitäten frei sind. Auch die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, die ebenfalls in der Runde vertreten waren, soll weiter intensiviert werden. „Wir müssen schnell handeln. Es kann und darf nicht sein, dass schwerkranke Kinder wieder nach Hause geschickt werden, weil die Kapazitäten erschöpft sind“, sagt Krach. Auch er mahnte zur Solidarität und erinnerte daran, dass die Kinder in der Pandemie auf vieles verzichten mussten. „Jetzt muss alles getan werden, um ihnen zu helfen.“