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Kalihalde Ronnenberg: Das sind die acht möglichen Varianten für den zukünftigen Umgang

Ronnenberg.

Der Runde Tisch ist mit der Sitzung am 3. September offiziell gestartet und hat seine Arbeit aufgenommen. An dem Runden Tisch haben auch der neue Ortsbürgermeister von Weetzen, Thomas Bensch (SPD), der Regionsabgeordnete Ulrich Schmersow (Bündnis 90/Die Grünen) und ein Vertreter der Regionsverwaltung teilgenommen und somit den Teilnehmerkreis komplettiert.

Der Runde Tisch wird 20 regelmäßige Teilnehmer haben, die das niedersächsische Wirtschaftsministerium als Schirmherr, das LBEG, die Region Hannover, die Stadt Ronnenberg, die Fraktionen im Rat der Stadt Ronnenberg, die Gemeinde Weetzen, die Bürgerinitiative Ronnenberg - Bauschuttdeponie Nein Danke! e. V. (BI), der UVN, der Haldeneigentümer Horizon GmbH sowie die Menke Umweltservice GmbH vertreten. In der gut dreistündigen Gesprächsveranstaltung, die vom Unternehmerverband Niedersachsen (UVN) in Hannover ausgerichtet worden ist, sind nach einem sehr intensiven Dialog zwischen den Beteiligten folgende Punkte im Ergebnis festzuhalten:

1. Die bisherigen geschichtlichen Ereignisse rund um die Kalirückstandshalde Ronnenberg - insbesondere die Katastrophe im Sommer 1975 mit dem Laugenwassereintrag in den Schacht Albert mit der Folge von rund 800 Gebäudeschäden, Bodensenkungen und mehreren Erdfällen in einem 25 km2 großen Gebiet in und um Ronnenberg inkl. Einstellung des Bergwerkbetriebs und der unvollendete Abtrag der Halde in der Zeit von August 1995 bis April 2004 - haben in der Bevölkerung von Ronnenberg bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Während des Haldenabtrages sind im Zeitraum 1999 bis 2002 die beiden Wohnbaugebiete "Ohefeld" und "Schacht-Albert-Ring/Steigerstr." erschlossen worden. Durch die Nichtvollendung des Abtrages ist hier eine Situation geschaffen worden, die es an keinem anderen Kalihaldenstandort in Niedersachsen in der Form so gibt (Haldenzaun=Gartenzaun). Diese besondere Situation wie auch die Historie wird von allen Teilnehmern des Runden Tisches anerkannt und ist bei der Alternativensuche bzw. Lösungsfindung für den zukünftigen Umgang mit dem Haldenstumpf entsprechend zu berücksichtigen.

2. Es gibt bei einer eventuellen Gefährdungslage oder je nach Notwendigkeit acht mögliche Varianten bzw. Lösungen zum Umgang mit der Resthalde aus Sicht der BI, der Stadtverwaltung und des Rates der Stadt Ronnenberg, die es zu prüfen gilt:

a) Null-Variante: Die Resthalde wird dauerhaft nicht angefasst und vom Niederschlag weiter ausgewaschen. Das Abwasser wird wie in den letzten Jahrzehnten in die Fösse geleitet bis der Haldenstumpf verschwunden ist.

b) Zur Null-Variante werden eine Abdichtung der Haldenringgräben und eine Entsalzungsanlage am Übergabe des Salzlaugenwassers zur Fösse-Rohrleitung gebaut.

c) Versatz: Die Resthalde wird weiter abgetragen und in Hohlräume wie stillgelegte Bergwerke versetzt oder beispielsweise in die Empelder Gaskavernen nach deren Stilllegung verfüllt. Um weitere Standorte/Bergwerke/Kavernen zu identifizieren, ist eine europaweite Ausschreibung denkbar.

d) Verwertung: Das Rückstandssalz der Halde wird nach Vorbildern in Spanien und Kanada industriell recycelt, für Streusalz (Winterdienst) oder zu hochreinem Siedesalz. Auch hier ist eine europaweite Ausschreibung denkbar.

e) „Rekultivierung light“: Eine Abdeckung der Halde ohne kontaminiertes Bodenmaterial und im Umfang und in der Höhe auf das notwendigste Maß begrenzt und sofortige anschließende Begrünung.

f) Abdeckung mit Bauschutt (Z2-Material) und spätere Begrünung ("Menke-Plan").

g) Andere Varianten einer Abdeckung: Da bisher keine Dichtsysteme bekannt sind, welche allen mechanischen und chemischen Belastungen standhalten können, ist zu klären, ob neue Materialien entwickelt wurden. Auch hierzu ist eine europaweite Ausschreibung denkbar. Für alle Varianten der Abdeckung e), f) und g) müssen Schwierigkeiten wie u.a. steile Flanken und lange Böschungen, fehlender Raum um den Haldenfuß herum, Löslichkeit des Haldenmaterials, etc. vorab geprüft werden. Auch muss bei allen Abdeckungsvarianten für den Fall von späteren Grundwasserbelastungen, Erdfällen und sonstigen Gefahren ein Konzept für eine spätere Rückholung inkl. Kostenschätzung und Kostenübernahme vorab erstellt werden.

h) Vorläufige Nullvariante: In einer vorläufigen Null-Variante könnte der Haldeneigentümer den Salzberg für eine spätere Verwertung oder Versatz über einen festgeschriebenen Zeitraum weiter vorhalten. Von Seiten des Haldeneigentümers werden die v. g. Möglichkeiten für den zukünftigen Umgang mit der Halde Ronnenberg bestätigt. Weitere Alternativen werden für diesen Standort von allen Teilnehmern des Runden Tisches aktuell nicht gesehen.

3. Das LBEG hat eine Bewertungsmatrix zur Analyse der v. g. möglichen Varianten entwickelt und als Entwurf vorgestellt. Maßgebliche Kriterien sind u. a.: Grundsätzliche technische Machbarkeit, Risikoeinschätzung und Betroffenheit, Nachhaltigkeit der Maßnahme, Angemessenheit, Kosten und Zeitaufwand der Maßnahme und Zielstellung. Diese Matrix soll auf der nächsten Sitzung des Rundes Tisches diskutiert und auf den konkreten Sachverhalt in Ronnenberg evtl. noch angepasst werden. Eine Anwendung soll dann im weiteren Verlauf des Runden Tisches erfolgen (Variantenvergleich mit abschließender Empfehlung bzw. Festlegung).

4. Die Präsentation der Daten bzw. der Ergebnisse zur aktuellen Grundwasseruntersuchung und zur Standsicherheit der Kalihalde Ronnenberg konnte aus Zeitgründen in der Sitzung nicht mehr erfolgen. Somit ist eine Lagebeurteilung bzw. die Gefährdungsabschätzung z. Zt. noch nicht möglich und auf den nächsten Sitzungstermin vertagt worden. Gleiches gilt für die Einwertung zur aktuellen Rechts-/Betriebssituation der Halde.

5. Als nächster Termin für den Runden Tisch ist Donnerstag, 8. Oktober 2020, 17 bis 20 Uhr festgelegt. Der Austragungsort ist dann wieder in Ronnenberg. Der Veranstalter ist die Stadtverwaltung Ronnenberg.

Die Vertreter der BI bewerten die Ergebnisse des ersten offiziellen Runden Tisches grundsätzlich positiv und erklären hierzu: "Das Anerkenntnis der besonderen Ausgangssituation der Halde Ronnenberg durch alle Teilnehmer des Rundes Tisches ist aus Sicht der BI ein erster wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur bestmöglichen Lösung für den zukünftigen Umgang. Gleiches gilt für das Einvernehmen aller Beteiligten in Bezug auf die genannten vielfältigen Lösungsmöglichkeiten. Es gibt somit also mehrere potentielle Lösungswege für die Ronnenberger Halde als nur die eine Variante >>Abdeckung mit Bauschutt>>".