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Johanniter üben den Notfalleinsatz

Szenario Erstversorgung nach einem Unfall: Die Helfer Pascal Suhr (links) und Selina Kupfer (rechts) kümmern sich um die „verletzte“ Ronja Fehmel. Foto: Johanniter / Marcel Schwarzenberger

Ronnenberg.

Sie werfen einen letzten Blick in ihren Einsatzrucksack, dann brechen die vier Helfer zur Unfallstelle auf. Was sie erwartet: Verbrennungen, Kreislaufprobleme und ein verletztes Bein. Alles auf einmal – doch die Johanniter Dominik Kuil, Ronja Fehmel sowie die Zwillinge Annabell und Pascal Suhr sind vorbereitet. Sie haben für Situationen wie diese trainiert; auch der akute „Notfall“ ist Teil des Ausbildungsprogramms an der Ronnenberger Dienststelle des Ortsverbands Deister der Johanniter-Unfall-Hilfe. Die „Verletzten“ sind täuschend echt geschminkt und Praxisanleiter Philipp Petzold beobachtet jeden Schritt, den die jungen Helfer unternehmen, ganz genau. Es ist Sonnabend am Hagacker 5b in Ronnenberg. Ein gutes Dutzend Johanniter – darunter Freiwilligendienstleistende, Ehrenamtliche, Hausnotruf-Fahrer und Jugendliche – unterziehen sich freiwillig einem Trainingstag. Mehrere Szenarien haben Doris Plonus und Lena Köhne geplant. Ihr Ziel: Die Helfer sollen üben, wie sie typische Situationen analysieren und bewältigen können. Die Details haben Köhne, die selbst im vergangenen Jahre ihre Ausbildung zur Rettungssanitäterin startete, und Plonus auch mit Blick auf den Hausbrand im Nachbarhaus im Januar dieses Jahres geplant. Verbrennungen, Abschürfungen und Schockzustände sind indes auch bei ganz anderen Gelegenheiten an der Tagesordnung. Schnell kann bei einem friedlichen Grillabend ein Notfall entstehen; bei Stadtfesten sind Prügeleien und andere Verletzungsrisiken keine Seltenheit. Im Fall der Fälle stehen dann Rettungskräfte von Hilfsorganisationen wie den Johannitern bereit. Auch der Sondereinsatzdienst des Ortsverbandes Deister stellt Personal für Sanitätsdienste bei vielen Veranstaltungen. Helfer wie jenes Quartett, das jetzt mit dem Einsatzrucksack auf die „Verletzten“ zugeht. Doris Plonus hat jeden einzelnen perfekt geschminkt, ganz wie es seiner Rolle entspricht. Sie spart nicht mit Gelatine, Kunstblut und anderen Kniffen. Die Realistische Unfalldarstellung (RUD) ist auch an der Johanniter-Akademie in Hannover ihr Fachgebiet, wo sie die Berufsausbildung im Rettungswesen unterstützt. Helfer und „Verletzte“ tauschen zwischendurch die Rollen. Jeder soll sich aktiv um die Notfallversorgung kümmern und Neues lernen können. Ronja wird mit „gebrochenem Bein“ an einem Auto liegen; Pascal bekommt von Plonus eine blutige Nase geschminkt und Dominik landet mit einem authentisch wirkenden Messerstich schließlich im Rettungswagen. Lena Köhne und Philipp Petzold machen sich Notizen. Verbandsmaterial, Blutdruckmessgeräte und Rettungsdecken kommen zum Einsatz. „Viele Menschen mit Verbrennungen kommen unterkühlt in die Notaufnahme; für sie ist das gefährlich“, betont Praxisanleiter Petzold. Weil sich Helfer oft zunächst um die augenscheinlichen Verletzungen kümmerten und erst spät zur wärmenden Rettungsdecke griffen. Im Notfall müssen Retter hundert Dinge gleichzeitig bedenken. Das ist eine Herausforderung, aber genau dafür sind die Ausbildungen da. Petzold ist mit den Freiwilligen an diesem Sonnabend zufrieden. „Eure Betreuungsarbeit ist super!“ Auch Dienststellenleiter Olav Grote nickt beifällig. Er kam 2018 aus dem aktiven Rettungsdienst an seinen neuen Posten in Ronnenberg und setzt neue Schwerpunkte in der Ausbildung. Aber jetzt ruft er Helfer, Betreuer und „Verletzte“ zum gemeinsamen Mittagstisch. Grote hat Nudeln aufgesetzt. Es gibt Sauce Bolognese und Gemüsepfanne dazu.