Anzeige
Anzeige
Anzeige

Empfang zum Reformationstag stellt Fragen der Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt

Olaf von Drachenfels beantwortet eine Frage aus dem Publikum. Foto: Freitag.

Ronnenberg. Über viele angemeldete und spontane Gäste freute sich am Abend vor dem Reformationsfest Superintendentin Antje Marklein in der Ronnenberger Michaeliskirche. .

„Wir knüpfen endlich wieder an die Tradition bis 2019 an, uns jährlich hier zu treffen am 30. Oktober und ins Gespräch zu kommen, Kirche und Zivilgesellschaft, Vereine und Schulen, junge und alte Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen. An diesem Tag haben uns immer aktuelle Themen bewegt am Vorabend der Reformation, die ja für Umbrüche in Kirche und Gesellschaft steht“, sagte sie in ihrer Begrüßung und erinnerte an die Zäsuren der Jahre seit dem letzten Kirchenkreisempfang am 30. Oktober 2019, an die Corona-Pandemie und den schon acht Monate währenden Krieg in der Ukraine. Sie nannte aber auch Diskussionen, ob Kirche klar genug Positionen bezogen habe oder ob sich Kirche grundsätzlich aus solchen Fragen heraushalten solle und gab die Antwort: „Gut, wenn wir im Gespräch sind, auf vielen Ebenen, auf dem Marktplatz, in der Kirche, in Familienkreisen und auf Demonstrationen, auf der Arbeit und mit unseren politischen Vertretern“. 2019 ist auch das Jahr, seitdem die Bewegung „Fridays for Future“ (FFF) Massen mobilisierte und den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellte. Und deshalb lud der Kirchenkreis zum diesjährigen Empfang auch Fachleute ein, die unter der Überschrift „Um Himmels willen, gebt die Erde nicht auf“ Impulse zum klimagerechten Handeln gaben.

Zunächst stellte Kay Rabe von Kühlewein die Arbeit von FFF vor. Er erinnerte an die großen Schülerstreiks und Demonstrationen, aber auch an konkrete Aktionen, wie zurzeit für den Erhalt des Dorfes Lützerath im Bereich des Tagebaus Garzweiler. Die Bewegung habe seit 2019 großen politischen Einfluss nehmen könnten, lautete sein Fazit. Über das bundesweite Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz" informierte Olaf von Drachenfels vom Naturschutzbund (Nabu) in Barsinghausen. Er nannte verschiedene Beispiele, wie Naturräume CO2 speichern. Das sind unter anderem intakte Moore, Wälder aber auch Meere. "Auch eine klimagerechte Landwirtschaft gehört dazu. Der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgaben betrug 2010 zum Beispiel 28 Prozent. Für den nötigen Umbau ist aber auch Hilfe durch die Politik für Landwirte nötig", betonte Olaf von Drachenfels. Ein weiterer Impulsgeber am Abend war Udo Sahling, der frühere Geschäftsführer der Klimaschutzagentur der Region Hannover. Er sieht in der derzeitigen Energiekrise auch eine Chance, das 2-Grad-Ziel zu erreichen. "Die Begrenzung auf 1,5 Grad Erderwärmung sehe ich nicht mehr als erreichbar an, aber gerade jetzt steuert die Regierung massiv um und auch der Einfluss von Fridays For Future hat viel bewirkt. Jetzt wird endlich Energie gespart. Vorher war Energie immer viel zu billig", sagte er und warb auch für einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energien, wie Windkraft und Photovoltaikanlagen.

Mit konkreten Vorschlägen für Klima- und Umweltschutz hatten sich die Konfirmandinnen Neele Stryk, Johanna Lücke, Emilia Kuhlmann und Johanna Wille mit Pastorin Ute Kalmbach in Kirchdorf befasst und stellten in der Michaeliskirche 15 Ideen vor, wie der persönliche ökologische Fußabdruck verringert werden kann - indem zum Beispiel Verpackungsmüll oder Plastikflaschen vermieden wird. Im Anschluss aller Kurzvorträge entwickelte sich eine rege Diskussion mit den Gästen, die nachfragten aber auch eigene Ideen einbrachten, wie auch mehr Klimaschutz durch Verzicht. Mit einem gemeinsamen Kanon zum Motto des Abends, dem "Um Himmels willen, gebt die Erde nicht auf" aus der Feder von Siegfried Macht endete der Empfang. Kirchenkreiskantor Christian Windhorst schuf mit seinen Orgelimprovisationen, wie der hörbar tickenden Uhr die musikalische Klammer um alle Beiträge. Pastorin Elke Pankratz-Lehnhoff, die für die Vorbereitungsgruppe die Kurzvorträge moderierte, lud alle Gäste ein, sich am Ausgang noch Baumsamen, die Nabu-Mitglieder in Barsinghausen gesammelt hatten, mitzunehmen und diese zu Hause zu pflanzen. Der Abend klang mit Gesprächen und Begegnungen bei einem Imbiss im Gemeindehaus aus.