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Eine Schließung von Jugendwerkstätten wäre fatal

Symbolbild. Quelle:Pixabay.

Region. Aktuellen Medienberichten zufolge sind im Umland der Region Hannover die Jugendwerkstätten Barsinghausen (Labora) und Burgdorf von einer möglichen Schließung ab 2024 betroffen. Auch in der Stadt Hannover stehen mögliche Schließungen der Jugendwerkstätten CJS SiDRA, CJS Ritterstraße und Nadelöhr an. Die SPD-Regionsfraktion hat sich des Themas angenommen und setzt sich für deren Erhalt oder Alternativen ein, da sie eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe in der Jugendhilfe erfüllen..

Jugendwerkstätten sollen junge Menschen ohne Ausbildung und Perspektive helfen in ein gesellschaftliches Leben zurückzufinden. Johannes Seifert, Sprecher für Jugendhilfe in der SPD-Regionsfraktion: „In der sozialpädagogischen Arbeit der Jugendwerkstätten geht es darum, mit den Jugendlichen Strukturen für ihren weiteren Lebensweg zu erarbeiten. Einfach gesagt heißt das, dass die Jugendlichen in den Jugendwerkstätten ihren Alltag neu erlernen müssen, um alltägliche Tätigkeiten wie den Wecker stellen, aufstehen, pünktlich bei der Arbeit erscheinen... auch umsetzen zu können. Nur wenn sie diese Alltagsstrukturen erlernen und anwenden, werden sie fit genug sein um in einem Job oder einer Ausbildung, (Lehre bzw. Berufsschule) bestehen zu können. Diese Aufgabe kann weder die Berufsschule noch die Lehr- bzw. Arbeitsstelle übernehmen bzw. leisten“
Die Finanzierung der Jugendwerkstätten besteht aus einem Finanzierungspaket aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Jobcenters, einer Kofinanzierung durch die Region Hannover und eigener Mittel. Die Region Hannover unterstützt vier Jugendwerkstätten mit insgesamt 73 Plätzen. Fällt die finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter weg, sind auch die anderen Fördertöpfe ( also die Zweit-/Drittfinanzierung) nicht mehr gesichert.
Somit wäre eine Schließung der Jugendwerkstätten sehr wahrscheinlich. Das wäre für die betroffenen Jugendlichen mehr als fatal!
Aktuell argumentiert das Jobcenter der Region damit, dass trotz der Finanzierung von Plätzen in den Jugendwerkstätten diese nicht ausreichend belegt seien.
Die Gründe sind vielfältig und nicht eindeutig geklärt. Während der Pandemie sind in den Jugendwerkstätten die Belegungszahlen gesunken, aber inzwischen zeigt sich jedoch ganz deutlich: die Zahlen steigen seit dem Pandemieende kontinuierlich an. Vor allem in den beiden betroffenen Umland-Jugendwerkstätten, Burgdorf und Barsinghausen, welche ihre Angebote und Konzepte für die Jugendlichen neu ausgerichtet und angepasst haben, entwickelten sich die Belegungszahlen in den letzten Monaten sehr positiv. Weitere Träger befinden sich im Transformationsprozess, da sie erkannt haben, dass ihre Werkstätten neue Konzepte entwickeln und umsetzen müssen, um den Jugendlichen ein attraktives und zeitgemäßes Lernangebot machen zu können. Unabhängig von vielen Verbesserungsmaßnahmen gibt es immer wieder Jugendliche, die ihren Platz in der Jugendwerkstatt nicht annehmen oder wieder aufgeben. Hier muss dringend eine Lösung gefunden werden!
Regina Hogrefe, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Regionsfraktion und Sprecherin für Wirtschaft und Beschäftigung macht deutlich: „Eine möglichst hohe Auslastung der Plätze wollen wir alle. Die Träger der Jugendwerkstätten, das Jobcenter und auch wir in der Politik. Wir möchten, dass die Jugendlichen jede Hilfe und Unterstützung erhalten, damit sie später einen Job haben, mit dem sie sich und ihre Familie ernähren können. Und im Hinblick auf den bestehenden Fachkräftemangel, der noch größer werden wird, muss es uns ein wichtiges Anliegen sein, alle jungen Menschen in einen guten Ausbildungsweg zu bringen. Das heißt aber in dieser Situation, dass wir den Jugendwerkstätten auch die Chance und Zeit geben müssen, ihre neuen Ideen und Konzepte umsetzen zu können.“
Die SPD-Regionsfraktion befindet sich im Austausch mit den Landtagsabgeordneten Thordies Hanisch und Claudia Schüßler sowie dem Jobcenter, um mögliche Ideen und Lösungen zu finden, wie einer Schließung der Jugendwerkstätten entgegengewirkt werden kann. Es hat sich gezeigt, dass inzwischen diverse Träger:innen der Jugendwerkstätten Ideen und Ansätze entwickelt haben, die für das Jobcenter interessant sind. Außerdem gibt es seitens des Jobcenters Überlegungen die Förderungen anders zu strukturieren sowie das Ziel das Gesamtangebot der Jugendwerkstätten flexibler und passgenauer für die Jugendlichen aufzustellen.
Johannes Seifert fasst das gemeinsame Ziel zusammen: „Jede:r betroffene Jugendliche muss gesehen und gefördert werden. Jugendliche, die durch die Jugendwerkstätten wieder in den Arbeitsprozess kommen, werden zukünftig weniger auf gesellschaftliche Sozialleistungen angewiesen sein. Und genau das sollte unser aller Ziel sein!“
Die SPD-Regionsfraktion plädiert allerdings auch dafür, dass die Jugendwerkstätten in Absprache mit der Region Hannover ihre Konzepte und Angebote regelmäßig reflektieren und hinterfragen und diese an die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen anpassen. Des weiteren soll das Konzept der Jugendwerkstätten regelmäßig, unter Beteiligung der Berufsschulen, der Region und dem Jobcenter, evaluiert und Alternativen erörtert werden. Nur so wird dauerhaft eine adäquate Auslastung der Plätze in den Werkstätten zu erreichen sein. Dazu erläutert abschließend Johannes Seifert: „Auch wir möchten, genauso wie das Jobcenter, keine Finanzmittel für jugendliche Schul-, und Arbeitsverweigerer ungenutzt verpuffen lassen, denn die Anzahl wird nicht geringer!“