Barsinghausen.
Regen Zuspruch fand der Sommerschnittkurs des Deister- Obst- und Gartenbauvereins Barsinghausen, der bei strahlendem Sommerwetter im August durchgeführt wurde. Etwa 35 interessierte GartenÂfreunÂde hatten sich im Garten von Familie Schneider eingefunden, um sich vom Kursleiter Dr. Volker Zahn in die Geheimnisse des BaumÂschnittes einführen zu lassen. Für die Teilnehmer hatte die Gastgeberin Elke Schneider Kaffee und Kuchen, Getränke und verschiedene Apfelsorten zum Probieren bereitgestellt. Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Thomas Glade konnte die mit SpanÂnung erwarÂtete praktische Arbeit an einem älteren Apfelbaum, der reichlich Früchte trug, beginnen.
Bereits der erste Blick verschaffte Klarheit darüber, an welchen Stellen in der Baumkrone Handlungsbedarf bestand. Die Baumkrone war zu dicht, so dass manche Triebe sich gegenÂseitig behinderten und die Früchte teilweise beschattet wurden.
Der Kursleiter bezog die Teilnehmer auf motivierende und humorvolle Weise in die nun beÂginnenÂde prakÂtische Arbeit mit ein. Er regte die Teilnehmer an, eigene Vorschläge über SchnittÂmaßÂnahmen zu machen und diese zu begründen, bevor er einen akzeptierten VorÂschlag für alle sichtbar ausÂführte. Gelegentlich stellte er auch Alternativen zur Diskussion. Die TeilÂnehÂmer erfuhren, dass jeder Schnitt gründlich überlegt sein sollte.
„Die Hauptwachstumsperiode des Baumes ist im Frühjahr, wenn der Baum zu treiben beginnt. Durch den Frühjahrsschnitt regt man den Baum zu vermehrtem Wachstum an. Beim Sommerschnitt muss man behutsamer vorgehen, damit der Baum nicht ein zweites Mal im Jahr neu austreibt; sonst würde sein biologisches Gleichgewicht im Verlaufe des Jahres gestört. Größere Eingriffe, wie das Entfernen ganzer Äste, führt man beim Frühjahrsschnitt durch,“ erklärte der Experte.
Ein wichtiges Ziel des Sommerschnittes besteht darin, dass die Früchte viel Licht und Luft erhalten, damit sie sich kräftig und gesund entwickeln können. Geeignete Maßnahmen beim Sommerschnitt sind das Schneiden zu dicht stehender Triebe und nach innen wachsenÂder Triebe, das Entfernen von Wassertrieben sowie das Kürzen zu lang geworÂdener Triebe. Bevor man zu dicht stehende Triebe auslichtet, richtet man seinen Blick auf ihren Zustand, ihre Wuchsrichtung und den Fruchtbesatz und wägt dann sorgfältig ab, welche Triebe man abschneidet und welche man stehenlässt.
„Keineswegs sollte man alle nutzlos erscheinenden Triebe entfernen. Einzelne Triebe, die zum Beispiel aufgrund ihrer Wuchsrichtung für die weitere Entwicklung im nächsten Jahr geeignet erscheinen, lässt man stehen. Deshalb sollte man beim Baumschnitt immer vor Augen haben, wie der Baum im nächsten Jahr aussehen könnte,“ war der Rat des FachÂmannes.
„Nicht alle Zweige werden an der Basis abgeschnitten, sondern viele werden nur einÂgeÂkürzt. Beim Kürzen richtet man sich nach dem Prinzip der Saftstromumleitung. Das bedeutet: Man schneidet den zu kürzenden Zweig kurz oberhalb eines jüngeren SeitenÂtriebes ab. Dadurch wird der Saftstrom in den jüngeren Seitentrieb umgeleitet, und dieser entwickelt sich infolge der vermehrten Saftzufuhr zu einem kräftigen neuen Trieb. Diese Maßnahme trägt zugleich zur Verjüngung des Holzes bei,“ erklärte der Kursleiter.
Ein häufiger Fehler beim Kürzen von Trieben besteht darin, dass man nur die TriebÂspitzen entfernt. Der Baum reagiert darauf, indem unterhalb der Schnittstelle zahlreiche neue Triebe sprießen, die rasch zu dichten, besenartigen Reisigbündeln auswachsen und einen beträchtlichen Teil der Nährstoffe des Baumes verbrauchen.
Während der praktischen Arbeit gab Volker Zahn immer wieder grundlegende InformaÂtionen und RatÂschläge, zum Beispiel über die Bedeutung des Baumschnittes für die GeÂsundÂerhaltung des Baumes, über die Alternanz bei Apfelbäumen, über Fachbegriffe wie Blattknospe, Fruchtknospe, Borke, Rinde, Kambium, Saftleitung, und über verschiedene Verfahren zum Veredeln einer Unterlage mit einem Edelreis.
Der Kurs fand großen Anklang bei den Teilnehmern. In spannenÂder, lockerer und humorÂvoller Art vermittelte Volker Zahn den Teilnehmern wichtige GrundÂkenntÂnisse und praktiÂsche Regeln zum Obstbaumschnitt und gab ihnen wertvolle AnÂregungen für den GartenÂalltag.