Ronnenberg. Die 28-jährige Anna-Lotta wurde mit dem Down-Syndrom geboren. Ihr wichtigstes Ziel war es, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt angestellt zu werden. Dank des Engagements und der einzigartigen Zusammenarbeit der Mutter Christiane Joost-Plate mit den zuständigen Teams in Ronnenberg und der Regenbogen Grundschule in Weetzen, ist die 28-Jährige nun seit mehr als einem Jahr in einem festen und unbefristeten Angestelltenverhältnis im öffentlichen Dienst tätig..
„Plötzlich hat sich ein Netzwerk aus Bereitschaft aufgetan“, freut sich Mutter Christiane Joost-Plate über die ersten erfolgreichen Schritte ihrer Tochter Anna-Lotta. Die 28-jährige Anna-Lotta hat das Down-Syndrom und hat nun eine unbefristete Stelle bei der Stadt Ronnenberg. „Es ist ein Beispiel gelungener Inklusion“, freut sich auch Bürgermeister Marlo Kratzke über die schöne Erfolgsgeschichte, „Ich wünsche mir, dass auch andere Arbeitnehmer den Mut aufbringen und beim Thema Inklusion offener werden.“ Der Weg zur Festanstellung war jedoch nicht leicht.
Anna-Lotta erzählt beim Gespräch im Büro des Bürgermeisters, dass sie mit 18 Jahren von Lenthe in eine stationäre Wohngruppe in Weetzen kam. Schon damals sei sie immer an der schönen Regenbogen Grundschule vorbeigekommen. Mittlerweile wohnt Anna-Lotta in einer ambulanten WG in Hannover. In einer dortigen Grundschule hat sie mehrere verschiedene Bereiche kennengelernt und in der Küche geholfen. Richtig glücklich war sie dort aber nicht und wie der Zufall es manchmal so will, ergab sich dann durch eine Bekannte wieder Kontakt nach Weetzen. Die Idee entstand, sich einfach blind bei der Grundschule Regenbogen für ein Praktikum zu bewerben. Das hatte Erfolg.
„Wir hatten eine Lehrerin im Kollegium, die Anna-Lotta kannte und sofort begeistert von der Idee war, dass Anna-Lotta bei uns anfängt“, erinnert sich Schulleiterin Mareike Knappe. Doch so schnell ging es leider nicht. Für das Schulpersonal ist das Land zuständig, welches aber kein Geld für die Anstellung von Anna-Lotta hatte und aus eigenem Budget war es der Grundschule selbst nicht möglich gewesen. Das Vorhaben wurde an die Stadt Ronnenberg herangetragen. „Ich habe dann sehr oft mit Frau Sommerfeld vom Team Soziale Dienste telefoniert“, so Knappe weiter. Birgit Sommerfeld ergänzt: „Wir haben die Idee an den Bürgermeister weitergegeben, der die Idee dann auch toll fand und unterstützt hat.“ „Deshalb sitzen wir heute für das Gespräch auch an diesem Tisch in meinem Büro, denn hier haben wir oft gesessen und überlegt, wie wir das möglich machen können“, so Bürgermeister Kratzke, „Wir haben uns dann entschieden, die Autonomie der Stadt wahrzunehmen und haben ein individuelles Arbeitsverhältnis für Anna-Lotta schaffen können.“ Und diese Zusammenarbeit funktioniert nun seit dem Sommer 2022 für alle Seiten sehr gut.
Die 28-Jährige unterstützt die Lehrer bei administrativen Aufgaben, kopiert Zettel für den Unterricht, baut im Sportunterricht mit auf, verteilt die Obstkisten, oder hilft beim Auf- und Abbau bei Schulfesten. 16 Stunden in der Woche ist sie in der Schule. Eine Passion ist für Anna-Lotta aber die Musik. Gerne spielt sie im Musikunterricht den Kindern etwas vor. Neben dem Cello beschäftigt sich Anna-Lotta gerne mit Schauspielerei, tanzt gerne, oder geht mit den Eltern in die Oper. „Die Arbeit in der Schule macht mir Spaß und wenn ich Cello spiele, dann ist das manchmal so, als würde der ganze Boden beben, wenn die Kinder mitmachen“, freut sich die 28-Jährige. Weniger erfreulich sei die Anfahrt derzeit mit der S-Bahn.
„Die Geschichte zeigt auch, dass es auch für Menschen mit Handicap Aufgaben auf dem Arbeitsmarkt gibt”, sagt Sommerfeld. “Viele Menschen mit Beeinträchtigungen werden einfach in Werkstätten gesteckt, obwohl sie auch anderes leisten können.” Dies bestätigt Schulleiterin Knappe: “Als inklusive Schule haben wir auch einen Schüler mit Down-Syndrom. Für ihn ist es total schön zu sehen, dass auch er als Erwachsener später etwas Schönes machen und etwas leisten kann.”
Mutter Christiane freut sich darüber, dass ihre Tochter so liebevoll aufgenommen wurde und nun mit ihren Aufgaben wachsen kann: „Manchmal muss man einfach probieren was geht. Leider haben viele den Mut nicht. In dieser Situation profitieren nun alle von dem Ergebnis.” Zu einem Teil wird die Stelle von Anna-Lotta gefördert und ohne die Ämter Eingliederungshilfe, Sozialamt und Integrationsamt der Region wäre die Umsetzung nicht möglich gewesen. Ohne den Aufwand der Grundschule Regenbogen und der Stadtverwaltung vor Ort, wäre der erste Schritt zur gelungenen Integration jedoch gar nicht erst gemacht worden. „Alle finden es immer toll, aber machen tut es dann keiner. Meines Wissens ist diese Form der Anstellung einmalig in der Region”, so Kratzke abschließend.