Region. „Fußball.Macht.Gesellschaft“ – unter diesem Leitgedanken bieten die Per-Mertesacker-Stiftung, das Fußballmuseum Springe und die Katholische Kirche in der Region Hannover Alternativen zu den Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar an. Die Veranstaltungsreihe beginnt am Samstag, 19. November und setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Finalrunden zwischen dem 3. und 18. Dezember..
„Wir wissen, dass Fußball für viele Menschen in der Region eine große Bedeutung hat“, sagt Thomas Harling, Kulturbeauftragter der Katholischen Kirche in der Region Hannover: „Gleichzeitig hat der Fußball eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Verantwortung, der er sich nicht entziehen kann.“ Die anhaltende Kritik an der Vergabe der Weltmeisterschaft durch die Fifa an Katar, an den Arbeitsbedingungen bei Bau der Stadien, an den ökologischen Folgewirkungen und nicht zuletzt an der Menschenrechtssituation im arabischen Emirat wird in der Veranstaltungsreihe aufgegriffen: „Mit Begeisterung für das Spiel, nachdenklich und mitunter humorvoll“, betont Harling. Denn es gehe darum, einen genauen Blick darauf zu werfen, wie Fußball, Macht und Gesellschaft zusammenhängen.
„Fußball ist unsere Leidenschaft, bei uns vergeht kein Tag ohne Fußball“, ergänzt Dirk Schröder, 1. Vorsitzender des Fußball-Museums Springe: „Für uns gibt es daher nichts Schöneres und Aufregenderes als ein Fußballgroßevent wie die WM.“ Doch gerade deshalb könne diese WM nicht unterstützt werden, die in einem Land ohne Fußballtradition und ohne Fußballkultur stattfindet. „Klarer als jemals zuvor ist es bei dieser WM geworden, dass es der FIFA nur noch um Geld, Politik und Sichtbarkeit geht.“
Auch für Marcus Olm, Projektleiter Sport der Per Mertesacker Stiftung und Stiftungsrat, zeigt die Vergabe nach Katar, wie weit sich der kommerzielle Sport von den Ideen und Tugenden des eigentlichen Spiels entfernt hat. Doch gerade der Fußball als eine wichtige Möglichkeit zur sozialen Integration von Kindern und Jugendlichen muss sich Werten und gesellschaftlichen Idealen auseinandersetzen: „Dafür stehen wir als Stiftung und daher sind gerade die Situation der Arbeiter und der Umgang mit Minderheiten vor Ort nicht mit unseren Wertvorstellungen in Einklang zu bringen.“ Die Stiftung möchte Kindern und Jugendlichen aufzeigen, dass es universelle Werte gibt, die nicht verhandelbar sind.
Die Veranstaltungen im Einzelnen:
Das „Eröffnungsspiel“ der Veranstaltungsreihe rückt die Bedingungen auf den Baustellen in den Mittelpunkt. „Wir begehen ein Requiem, einen Trauergottesdienst für die Arbeiterinnen und Arbeiten, die beim Stadionbau ums Leben gekommen sind“, erläutert Thomas Harling. Der Gottesdienst wird am Samstag, 19. November, um 18 Uhr in der Basilika St. Clemens gefeiert (Platz an der Basilika 1, 30169 Hannover).
Zum Achtelfinale am Samstag, 3. Dezember, kann selbst Fußball gespielt werden – bei einem Tipp-kickturnier mit literarischen Einwürfen, dem „Schönen Spiel“. Das Turnier beginnt um 17 Uhr im Vereinsheim der SG Bernwardswiese (Brückstraße 26, 30519 Hannover). Anmeldungen dazu bis 25. November unter E-Mail: anmeldung(at)fussball-macht-gesellschaft.de. Um 19 Uhr wird das Finale ausgetragen. Dabei wird Professor Stefan Krankenhagen von der Universität Hildesheim aus seinem Buch „Die Poesie des Fußballs“ lesen. Musikalisch wird die Veranstaltung von Leo Harling und Karl Kell mit den Songs der deutschen Fußballnationalmannschaft begleitet.
„Abseitsfalle“ ist die Alternative zum Viertelfinale am Donnerstag, 8. Dezember, überschrieben. Dabei werden unter anderem Carsten Linke (ehemals Profi und jetzt Aufsichtsrat bei Hannover 96), Tabea Giesecke (Gesellschaft bedrohte Völker) und Dr. Cornelia Johnsdorf (Kirchlicher Entwicklungsdienst) über die WM in Katar, die Menschenrechte und den Fußball des Geldes diskutieren. Die Veranstaltung wird von Dirk Tietenberg moderiert. Sie beginnt um 19 Uhr im Vereinsheim von Eintracht Hannover (Hoppenstedtstraße 8, 30173 Hannover)
Zum Halbfinale am Donnerstag, 15. Dezember, hat „Der Platzwart“ das Wort. Bruno Brauer und Uwe Janssen werden als Platzwarte in Wort und Gesang die Fußballspiele in der Wüste ankreiden. Beginn ist um 19 Uhr im Forum St. Joseph (Isernhagener Straße 64, 30163 Hannover) Tickets unter www.fussball-macht-gesellschaft.
„Besser als Messi“: Die Alternative zum Finale verbindet am Samstag, 17. Dezember, den Fußball mit der Königin der Instrumente, der Orgel. Dabei wird das DFB-Pokalfinale von 1992 zwischen Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach als Stummfilm gezeigt und von Stephan Graf von Bothmer live an der Orgel begleitet. Beginn ist um 19 Uhr in der Kirche St. Augustinus (Göttinger Chaussee 145, 30459 Hannover).
Weitere Informationen finden sich unter www.fussball-macht-gesellschaft.de
Die Reihe wird veranstaltet vom Fußballmuseum Springe, der Per Mertesacker Stiftung und der Katholischen Kirche in der Region Hannover. Finanziell wird sie vom „Spielfeld Gesellschaft“ der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung, der Hans-Lilje-Stiftung, der Region Hannover und dem Bistum Hildesheim unterstützt.