Barsinghausen. Um 22.33 Uhr wurde die Ortsfeuerwehr Barsinghausen zu einer Rauchentwicklung in einer Wohnung im 2. Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Hans-Böckler-Straße gerufen. Schon auf der Anfahrt zum Feuerwehrhaus erkannten Feuerwehrangehörige starken Feuerschein und ließen die Alarmstufe von b1 Kleinbrand auf b2 Mittelbrand erhöhen.
Am Einsatzort angekommen ergab sich folgende Lage: Eine Zwei-Zimmerwohnung stand in Vollbrand, Flammen schlugen aus den Fenstern auf den Balkon und waren weithin über das Flachdach sichtbar. Eine benachbarte Wohnung im 2. Obergeschoss war sehr stark verraucht. Durch die Polizei waren der betroffene und der benachbarte Hausteil bereits vollständig geräumt und die Eigentümer und Mieter an einem Sammelplatz zusammengeführt.
Die Feuerwehr setzte sofort zwei Trupps zur Innenbrandbekämpfung mit zwei C-Rohren ein, zeitgleich wurde die Drehleiter auf der Gebäude-Südseite in Stellung gebracht, um mit einem weiteren C-Rohr den Balkon abzulöschen und die Dachfläche vor einem Durchbrennen zu sichern.
Die Platzverhältnisse zum Aufbau der Drehleiter waren sehr beengt und ein zügiges Handeln nicht immer möglich, so wurde eine Hecke im Drehbereich des Hubrettungsfahrzeugs mit einer Kettensäge auf ca. 2 Meter entfernt.
Über die Notfall-Informations- und Nachrichten-App NINA des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, wurde eine Warnmeldung vor Brandgasen für die Rauchentwicklung in Richtung Innenstadt herausgegeben und als Handlungsempfehlung das Meiden des betroffenen Gebietes, das Schließen von Fenstern und Türen sowie das Abschalten von Lüftungs- und Klimaanalagen in der Barsinghäuser Kernstadt mit angegeben.
Um auch die Gebäude-Nordseite verlässlich zu schützen und gegebenenfalls schnell auf eine geänderte Einsatzlage reagieren zu können, wurde eine zweite Drehleiter aus Wennigsen angefordert.
Auf der Gebäude-Südseite wurde mittels eines Akku-Winkelschleifers ein Element eines Doppelstabzauns entfernt, um den Einsatzkräften einen schnellen Zugang zum Brandobjekt zu ermöglichen. An mehreren Stellen wurde die Einsatzstelle ausgeleuchtet. Für die Sicherstellung des Bedarfs an gefüllten Atemluftflaschen wurde der Gerätewagen-Atemschutz der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) Ronnenberg alarmiert. Für die eingesetzten Trupps unter umluftunabhängigen Atemschutzgeräten wurde ein Hygieneplatz nach einem Hygienekonzept aufgebaut und so eine Verschleppung oder Inkorporation von Rauch- und Brandrückständen minimiert.
Der Bewohner der Brandwohnung zog sich bei ersten eigenen Löschversuchen Verletzungen zu und wurde von einer Besatzung eines Rettungswagens untersucht und zur weiteren Behandlung bzw. Kontrolle in ein Krankenhaus gefahren.
Zwei vermisste Katzen konnten durch die Feuerwehr nicht mehr gerettet werden.
Ein Feuerwehrangehöriger fühlte sich im Innenangriff plötzlich unwohl und wurde von seinem Trupp nach draußen gebracht. Die enormen Temperaturen in der Brandwohnung und die zu geringe Flüssigkeitsaufnahme vor dem Atemschutzeinsatz führten zu einer Dehydration. Nach der Aufnahme von Mineralwasser veränderte sich der Zustand erkennbar. Auch hier erfolgte eine Betreuung durch den Rettungsdienst und nach einer Anamnese durch einen Notarzt konnte der Feuerwehrangehörige nach Hause gebracht werden.
Die Hausnummer 67 ist momentan nicht bewohnbar und die Eingangstüren durch die Polizei versiegelt. Das Ordnungsamt der Stadt Barsinghausen erkundigte sich laufend über die Lage und organisierte Notunterkünfte für Personen, die nicht bei Freunden, Nachbarn oder der Familie unterkommen konnten.
Eingesetzt wurden zehn Trupps unter Atemschutz mit 22 Feuerwehrangehörigen. Zur Löschwasserversorgung wurde eine doppelte Wasserleitung zum nächsten Hydranten aufgebaut. Um den eingesetzten Trupps die Sicht zu erleichtern, Hitze nach außen zu befördern und Brandgase aus dem gesamten Objekt zu pusten wurden vier Überdruckbelüfter zeitgleich eingesetzt. Zur Abschaltung der elektrischen Versorgung des Objekts wurde der Energieversorger angefordert.
Im Einsatz waren über 100 Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren Barsinghausen, Kirchdorf, Egestorf, Hohenbostel, Wennigsen, Ronnenberg mit den Fahrzeugen der FTZ sowie drei Rettungswagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug, die Polizei mit Kräften des Einsatz- und Streifendienstes sowie mit Kräften des Kriminaldauerdienstes zur Ursachenermittlung, das Ordnungsamt der Stadt Barsinghausen und der Energieversorger.
Einsatzende war um 4 Uhr.
Das Aufräumen, waschen von Persönlicher Schutzausrüstung und die Pflege der Einsatzmittel wird aber noch einige Tage andauern.