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Zehn-Punkte-Programm, um die Verkehrswende voranzutreiben

Symbolfoto: Fahrradbox Kirchdorf.

Region.

Mehr Fahrzeuge für die Stadtbahn, Sanierung der U-Bahn-Station am Hauptbahnhof, mehrgeschossige Park-and-ride-Anlagen, Wasserstoffbusse und zusätzliche S-Bahn-Fahrten: Die Region Hannover will die Verkehrswende weiter vorantreiben und setzt dabei konsequent auf den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz hat jetzt gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen ein Zehn-Punkte-Programm vorgestellt. „Wenn wir ernsthaft Klimapolitik betreiben wollen, müssen wir die Alternativen zum Auto stärken“, sagt Franz. „Das geht nur mit einem Mix von Maßnahmen. Der Ausbau des ÖPNV ist ein wesentlicher Baustein.“ Die Region Hannover setzt zum einen auf eine Verstärkung der Öffi-Angebote, zum anderen aber auch darauf, das Angebot attraktiver zu machen.

So ist geplant, die ÜSTRA-Stadtbahnflotte bis 2035 um ein Drittel aufzustocken – das sind rund 100 Fahrzeuge mehr als bislang. Vor diesem Hintergrund wird auch ein neuer Betriebshof notwendig. Ziel ist es, neue Stadtbahnstrecken zu bedienen und auf bestehenden Linien längere Stadtbahnzüge und engere Takte zu fahren. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ist zudem vorgesehen, die Verlängerung der Stadtbahnlinie 10 vom Raschplatz über die Sallstraße bis zum Bismarckbahnhof zu untersuchen. Dabei werden Fahrgasteffekte und die Auswirkungen auf die Gesamtkapazität des Netzes ebenso betrachtet wie die Kosten und die bauliche Realisierbarkeit. „Das Vorhaben ist für die infra eine spannende Aufgabe, die es gilt, stadtgestalterisch hochwertig und für die Anlieger verträglich zu planen“, sagt Christian Weske, Geschäftsführer der Infrastrukturgesellschaft Region Hannover infra.

Die Überlegungen die für Stadtbahn-Verlängerungen nach Garbsen-Mitte und Langenhagen-Pferderennbahn will die Region Hannover ebenfalls vorantreiben. Dazu kommt die Modernisierung der Station am Hauptbahnhof, die optisch aufgewertet werden soll. „Ein neues elektronisches Fahrgastleitsystem soll Fahrgäste zu weniger ausgelasteten Wagenbereichen leiten und die Umsteigezeiten deutlich verkürzen“, erläutert Verkehrsdezernent Franz. Bei den Überlegungen zur Sanierung dieser Station haben die Planerinnen und Planer auch im Blick, dass der Hauptbahnhof um zwei Gleise erweitert werden soll, um weiteren Kapazitäten für den regionalen Zugverkehr zu schaffen.

„Jetzt bietet sich die Chance, die zentrale Umsteigestation Hauptbahnhof unter Berücksichtigung der zusätzlichen S-Bahn-Gleise und weiterer Aufzüge leistungsfähig, zukunftsfähig und modern umzugestalten“, sagt infra-Chef Weske. Dr. Volkhardt Klöppner, Vorstandsvorsitzender der ÜSTRA, ergänzt: „Wir haben uns für dieses Jahrzehnt viel vorgenommen. Das ganze Team der ÜSTRA ist hoch motiviert. Ein Drittel mehr Bahnen, neue Strecken, Umbau und Erweiterung von großen Umsteigepunkten, wie Bahnhof oder Aegi. Die Verkehrswende ist zu schaffen, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“

Im Busverkehr stehen ebenfalls weitere Veränderungen an. So ist geplant, zwei der neuen sprintH-Linien, die eine schnelle Verbindung vom Umland nach Hannover sicherstellen, Ende 2020 in die hannoversche Innenstadt zu verlängern und im Takt zu verdichten. „Wenn man kurzfristig Maßnahmen umsetzen möchte, die zur Verkehrswende beitragen, dann ist dafür der Busverkehr besonders geeignet“, meint regiobus-Geschäftsführerin Elke van Zadel. „Mit der Einführung der sieben sprintH-Linien haben wir Ende des letzten Jahres ein Ausrufezeichen gesetzt. Diese bereits gut genutzten Linien, die vom Umland nach Hannover fahren, müssen nun weiter optimiert werden. Denkbar ist es, die Linien 800 und 900 direkt in die Innenstadt zu führen. Dahinter steckt der Gedanke, mehr Kunden aus dem Umland zu gewinnen.“

Noch in diesem Jahr testen regiobus und ÜSTRA zudem den Fahrbetrieb mit Wasserstoffbussen. Verläuft der Test erfolgreich, werden die ersten zwei Wasserstoffbusse beschafft. Auf dem neuen regiobus-Betriebshof in Gehrden soll dann eine Wasserstoff-Tankstelle mit grüner Wasserstoffproduktion gebaut werden. Neben der Elektromobilität will regiobus so eine weitere Zukunftstechnologie insbesondere für Überlandstrecken einführen.

Ebenfalls zeitnah will die Region den Regionalexpress von Bremen über Neustadt nach Hannover verstärken. Im Zuge der neuen Ausschreibung ab 2024 soll der Halbstundentakt nach Bremen die Regel sein.

Zudem plant die Region den Bau zusätzlicher S-Bahn-Haltepunkte in Springe, Laatzen-Mitte und Hannover Döhrener Turm. Um die Kombination von Auto und Bahn-Verkehr noch attraktiver zu machen, plant die Region, Park-and-ride-Angebote so umzurüsten, dass freie Plätze digital erfasst und über eine App erkennbar werden. Um die Parkflächen zu erweitern, will die Region Hannover künftig auf mehrgeschossige Park-and-ride-Anlagen setzen. Mögliche Standorte sind in Wettbergen, Wunstorf, Langenhagen-Mitte, Altwarmbüchen und Anderten.

Auch für die Pendler, die mit dem Rad zum Bahnhof fahren, will die Region noch einmal aufrüsten und plant zusätzlich mindestens 10.000 Abstellplätze. Möglich wird das, weil die Region auch hier auf Mehrgeschossigkeit setzt. So sind nach Wunstorf auch in Hannover-Bismarckbahnhof, Mellendorf und Lehrte vollautomatische Fahrradtürme vorgesehen. Kleinere Anlagen und Doppelstockgaragen sind in Bennemühlen, Bissendorf, Großburgwedel, Hämelerwald, Langenhagen Pferdemarkt, Springe und Weetzen vorgesehen. „Die neuen Anlagen erhalten digitale Zugangssysteme, online können die Nutzerinnen und Nutzer gucken, ob Kapazitäten frei sind“, erläutert Conrad Vinken, Leiter des Fachbereichs Verkehr der Region Hannover.

Um das Fahren mit Bus und Bahn noch schmackhafter zu machen, arbeitet der Großraumverkehr Hannover (GVH) zudem an Angeboten für spezielle Zielgruppen. Die Jugend-Netzkarte für 15 Euro im Monate soll künftig auch Auszubildenden zur Verfügung stehen. Bei den Monatskarten im Abo soll eine Partner-Karte zum halben Preis eingeführt werden. Und Menschen im Ruhestand könnten in Zukunft für 30 Euro im Monat mit der Seniorenkarte durchs gesamte Tarifgebiet fahren. Diese Vorschläge müssen noch in der Politik diskutiert und beschlossen werden.

Öfter auf Bus und Bahn umsteigen – dafür warb am ersten Adventssamstag 2019 auch der erste Gratis-Fahr’n-Tag. „Ein echter Erfolg“, stellt Fachbereichsleiter Vinken fest. „Von 591 Passanten, die an dem Tag befragt wurden, gaben 73 Prozent an, sie seien mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Stadt gefahren, nur 15 Prozent waren mit Auto gekommen.“ Zum Vergleich: An anderen Tagen fahren 25 Prozent mit Auto oder Kraftrad zum Bummeln in die Innenstadt, 57 mit Bus und Bahn. Mehr als 90 Prozent der befragten Passanten aus der Region Hannover gaben an, von der Aktion gewusst zu haben, bei den Besucherinnen und Besuchern von außerhalb waren es 63 Prozent. Fast alle Befragten beurteilten den Gratis-Fahr‘n-Tag als gutes Angebot.

Vinken erinnert auch daran, dass ÜSTRA und regiobus die Taktung der wichtigsten Linien für den Tag aufgestockt und ihre Kapazitäten voll ausgeschöpft hatten: „Im Tagesgeschäft ist das nicht zu schaffen.“ Als Anreiz, Bus und Bahn zu fahren, sei der Tag aber eine sinnvolle Maßnahme. Deshalb ist für 2020 eine Wiederholung geplant: „Am 28. November 2020 soll der nächste Gratis-Fahr’n-Tag stattfinden. Wir möchten daraus wieder einen großen Experimentiertag machen“, kündigt Verkehrsdezernent Franz an. „Mir ist klar, dass wir uns für die Zukunft viel vorgenommen haben“, sagt Ulf-Birger Franz. „Aber ohne einen Kraftakt ist die Verkehrswende nicht zu schaffen. Die Region Hannover leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“