Barsinghausen. Bundesweit kam es heute zu Kundgebungen gegen einen Rechtsruck und für Demokratie. Der Verein „Omas gegen Rechts“ hatte dazu aufgerufen. In Hannover kamen Medienberichten zufolge rund 24.000 Menschen zusammen. Auch die „Omas“ aus Barsinghausen, Wennigsen und Gehrden haben sich daran beteiligt und riefen zu einer Menschenkette in der Barsinghäuser Innenstadt auf. Rund 330 Menschen folgten dem Ruf..
„Unsere Demokratie muss wehrhaft bleiben, und wir dürfen Hass, Hetze und Ausgrenzung nicht hinnehmen“, verkündete Oma Christine vor gut 330 Menschen (120 Teilnehmer waren zuvor angemeldet) in der Barsinghäuser Fußgängerzone. Mit Entsetzen hätten die „Omas“ das Verhalten der CDU/CSU wahrgenommen, die mit ihrem Bundestagsvotum für mehr Zurückweisung an den deutschen Grenzen die Brandmauer zur AfD eingerissen hätten. „Die AfD ist ein Wolf im Schafspelz“, so Oma Christine weiter. Doch auch SPD und Grüne müssten in die Pflicht genommen werden und klar Position beziehen. „Außerdem sollten Tech-Milliardäre aus Amerika in die Schranken gewiesen werden, die Falschmeldungen verbreiten.“
Mit ihrem bundesweiten Aktionstag wollen die Omas ein Zeichen für eine bunte, freie und demokratische Gesellschaft setzen. „Wir müssen etwas tun, daher geht bitte alle am 23. Februar wählen.“ Die AfD spreche ganz offen von Ausweisungen und Remigration. Dies könne Arbeitskollegen, Nachbarn und Bekannte betreffen. „Und wie die Geschichte gezeigt hat, dann auch Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen und am Ende alle Menschen, die in der falschen Partei sind.“
Bürgermeister Henning Schünhof musste krankheitsbedingt seine Teilnahme absagen, ließ aber eine Rede verlesen. Darin erinnerte er an die „Striesener Erklärung“, der sich der Rat der Stadt Barsinghausen angeschlossen hatte. „Wir lassen nicht zu, dass Menschen, die unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten wollen, von Demokratiefeinden mit Gewalt von der Straße vertrieben werden. Wir streiten mit Worten um den richtigen Weg, nicht mit Fäusten.“ Laut Schünhof habe die Geschichte gezeigt, dass, wenn die Wahlbeteiligung hoch sei, extreme Parteien eher mit einem geringeren prozentualen Stimmenanteil in Parlamenten vertreten seien. „Machen Sie daher bitte alle Gebrauch von Ihrem Wahlrecht“, so die Worte des Bürgermeisters in der verlesenen Rede.
Ingo Arlt, Barsinghausen ist bunt, sagte: „Die CDU hat ihre konservativen Werte durch das gemeinsame Abstimmen mit der AfD verraten. Das ist schade.“ SPD und Grüne sollten nun aber nicht ebenfalls weiter nach rechts rücken, um die Lücke zur CDU zu schließen. Arlt brachte noch einmal ein mögliches Parteiverbot der AfD zur Sprache. „Dieses Verbot richtet sich gegen eine rechtsextreme Partei. Nicht gegen Wähler.“ Die letzte Brandmauer seien nun die Menschen, die in Barsinghausen, Hannover und ganz Deutschland gegen rechtsextreme Parteien auf die Straße gingen.
Pastorin Elke Pankratz-Lehnhoff erklärte, dass sie, genau wie viele andere Menschen auch, Anschläge wie zuletzt in Aschaffenburg verurteile. „Jedoch ist es bedauerlich, dass es Parteien gibt, die anschließend ganze Menschengruppen verurteilen und die Geschehnisse politisch für sich ausnutzen.“ Deutschland habe viele Probleme und Aufgaben vor sich. „Doch die AfD spielt nur mit Angst und Vorurteilen und bietet außer Ausgrenzung und Hass keine Lösungsvorschläge“, so Pankratz-Lehnhoff.
Nach den Redebeiträgen wurde gemeinsam gesungen. Dann bildete sich eine Menschenkette, die vom Kloster Barsinghausen über den Thie bis zum Ende der Marktstraße lief. Dort versammelten sich die Teilnehmer zum Abschluss noch einmal. „Das war großes Kino“, hieß es von Oma Christine. Sie dankte allen Organisatoren für den friedlichen Verlauf. „Ich hoffe, dass wir nach der Wahl noch in einer Demokratie aufwachen.“
Anmerkung der Redaktion:
Als dieser Bericht erschienen ist, war von rund 5.000 Teilnehmern in Hannover die Rede. Medienberichten nach kamen letztendlich aber rund 24.000 Menschen zur Demonstration gegen Rechts in Hannover zusammen. Die Zahl wurde entsprechend angepasst.