Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Niedersachsens Wälder in besserem Zustand - Wetterextreme und Klimakrise setzen ihnen weiter zu

Symbolfoto.

Hannover. Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt weiterhin deutlich die Nachwirkungen der mehrjährigen Wetterextreme auf die Wälder in Niedersachsen. Das vergangene Vegetationsjahr wies die höchsten Temperaturen und Niederschlagsmengen seit Beginn der Untersuchungen vor 40 Jahren auf. Durch die höheren Niederschläge geht es dem Wald allerdings etwas besser als in den von Dürre geprägten Vorjahren. Das Schadniveau ist jedoch weiterhin hoch. Die Ausfallrate und der Anteil starker Schäden liegen in diesem Jahr immer noch doppelt so hoch wie im langjährigen Durchschnitt..

„Der Wald leidet verzögert an den Folgen des Extremwetters der Jahre 2018 bis 2023. Unser Wald kann etwas aufatmen, je nach Baumart sind die Reaktionen allerdings sehr unterschiedlich. Die Klimakrise setzt den Wäldern weiterhin zu.“ Dieses Fazit zieht die niedersächsische Forstministerin Miriam Staudte anlässlich der heutigen (Montag) Veröffentlichung des Waldzustandsberichts der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) für das laufende Jahr 2024. „Wir arbeiten weiter mit Hochdruck am Umbau unserer Wälder hin zu artenreichen, klimastabilen Laub- und Mischwäldern, um deren wichtige Leistungen für die Gesellschaft zu sichern und weiter zu verbessern. Neben der Wiederbewaldung und den Waldumbau richten wir unseren Fokus auf die Klimafolgenforschung und -anpassung. Dafür habe ich eine eigene Koordinierungsgruppe in meinem Haus eingerichtet, die gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der NW-FVA und der Landesforsten die Auswirkungen des Klimawandels auf das Waldökosystem systematisch aufarbeitet, Bewirtschaftungsstrategien für resiliente und klimafeste Wälder der Zukunft entwickelt und diese auch umsetzt“, so Miriam Staudte weiter.    

Die wichtigsten Ergebnisse der Waldzustandserhebung

Der Gesundheitszustand der Waldbäume spiegelt sich in den mittel- und langfristigen Durchschnittswerten für die Kronenverlichtung, für den Anteil starker Schäden und für die Absterberate wider: Mit 21 Prozent bleibt die Kronenverlichtung auf dem hohen Niveau der letzten Jahre.

Der Anteil stark geschädigter Bäume sinkt 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent, ist damit aber immer noch doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel.

 Die Absterberate ist gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Sie liegt mit 0,4 Prozent doppelt so hoch wie das langjährige Mittel, erreicht aber nicht annähernd das Niveau der Dürrejahre 2019 bis 2022.

 Die feuchtwarmen Bedingungen im ersten Halbjahr 2024 begünstigten allerdings auch die Entwicklungsmöglichkeiten von Pilzarten, die zu komplexen Erkrankungen an verschiedenen Baumarten führen können.  Die Zunahme der Schädigung von Eichen durch den Eichenprachtkäfer, zum Teil in Verbindung mit weiteren pilzlichen Schaderregern, bereitet Forstleuten weiterhin Sorge.

 Ulrike Talkner, Leiterin der Abteilung Umweltkontrolle der NW-FVA: Obwohl der viele Regen die Waldbäume dieses Jahr ausreichend mit Wasser versorgt hat, ist der Vitalitätszustand einiger Baumarten weiterhin schlecht. Wir sehen deutlich, dass der Klimawandel dem Wald zusetzt. Umso wichtiger ist es, ihn fit für den Klimawandel zu machen, indem wir den Waldumbau vor allem von einschichtigen Reinbeständen fördern und dazu beitragen, dass rasch vielfältige und mehrschichtige Bestände entstehen, die aus Baumarten zusammengesetzt sind, die gut an trockene Bedingungen angepasst sind. Letztendlich werden aber allein forstliche Maßnahmen den Waldzustand nicht verbessern können. Nur eine Maßnahme wird zu einem langfristig stabilen Zustand der Waldökosysteme und damit auch zum Erhalt der Ökosystemleistungen führen: die drastische Senkung unserer CO2-Emmissionen.

„Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt liefern uns mit der Waldzustandserhebung wichtige Informationen zur Vitalität der Waldbäume unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedingungen. Ich danke allen, die in den vergangenen vier Jahrzehnten an der Erstellung dieses Berichts beteiligt waren. Mein Dank gilt aber auch all denen, die sich beruflich oder ehrenamtlich für den Erhalt unserer Wälder einsetzen.", sagte Forstministerin Miriam Staudte.

Hintergrund

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung der Länder Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der NW-FVA in Göttingen betreiben das forstliche Umweltmonitoring für ein Viertel der deutschen Waldfläche. Die Bäume werden seit dem Jahr 1984 kontinuierlich auf ihren Zustand untersucht. Das Landwirtschaftsministerium veröffentlicht gemeinsam mit der NW-FVA die Ergebnisse der langjährigen Untersuchungen im jährlichen Waldzustandsbericht. Er dokumentiert die Belastungen durch schädliche Stoffeinträge, Witterung und Klimawandel sowie durch forstschädliche Insekten und Pilze für die Wälder und die Waldböden. In diesem Jahr geht der Bericht in Sonderkapiteln unter anderem auf den Waldboden als Boden des Jahres 2024 ein sowie auf Wildobstarten – wie Wildbirne, Wildapfel und Vogelkirsche – die durch ihre vergleichsweise hohe Trockenheits- und Hitzetoleranz vermehrt in den Fokus des Interesses gerückt sind.