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Mittendorf: "Dieser Teil der Geschichte darf sich nicht wiederholen"

Bürgermeister Cord Mittendorf hängt das Gesteck an das Denkmal.

Gehrden.

Mit dem letzten Glockenschlag der Kirche begann der Chor der evangelisch-lutherischen Margarethen-Kirchengemeinde Gehrden mit der musikalischen Begleitung zum 80. Gedenktag der Reichspogromnacht. "Das Jahr 1938 ist ein Schlüsseljahr voller dramatischer und wegweisender Ereignisse in eine unheilvolle Zukunft", begann Bürgermeister Cord Mittendorf seine Rede vor den rund 50 Bürgern an der jüdischen Gedenktafel.

"Die Reichspogromnacht markiert den entscheidenden Schritt zum Holocaust, der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens", so Mittendorf. Und auch nach 80 Jahren lassen sich Ähnlichkeiten zur damaligen Zeit finden: "Wir müssen erkennen, dass Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus immer mehr auf dem Vormarsch sind. Nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa und auch in den USA." Der Blick zurück mache für Mittendorf deutlich, wie "verletzlich eine freiheitliche und demokratische Ordnung ist".
Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in Gehrden 110 Juden. Im Ort wurde 1850 eine Synagoge mit Schul- und Lehrhaus gebaut und bis 1935 wurde der jüdische Friedhof für Begräbnisse genutzt. Die Synagoge, die ab 1920 als Geschäftshaus genutzt wurde, wurde in der Reichspogromnacht stark beschädigt. "Die Stolpersteine in der Dammstraße erinnern uns heute an die Folgen", betonte Mittendorf. Der Bürgermeister machte deutlich, dass "dieser Teil unserer Geschichte nicht wiederholt werden darf".
"Wie weit sind wir vom Rechtspopulismus in den Regierungen, bei krawallartigen Aufzügen auf der Straße, von der Ausländerfeindlichkeit, einem aufkeimenden Antisemitismus, der Lösung von Flüchtlingsfragen, der Verrohung der Sprache wie Lügenpresse und der Bezeichnung von Flüchtlingen als bedrohliche Masse entfernt?"