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Infoabend Fluglärm: Routen, Ideen und offene Fragen

Northen/Lenthe/Everloh/Wennigsen/Barsinghausen/Ronnenberg/Region.

Der Nebenraum im Sportheim Northen/Lenthe ist proppenvoll. Weil die Sitzplätze für die rund 80 Zuhörer nicht ausreichen, stehen Besucher auch an den Seiten und hinten an der Tür. Gekommen sind sie, um zu verstehen, warum der Lärm durch Flugzeuge größer geworden ist. Und was man unternehmen kann, um wieder durchzuschlafen.

Weil die Beschwerden zugenommen haben, hat Everlohs Ortsbürgermeisterin gehandelt: Kurzerhand  hat sie Reinhart Thomas, den Lärmschutzbeauftragten des Flughafens Langenhagen, eingeladen.  Gekommen sind an diesem Abend aber nicht nur Bürger aus den Gehrdener Ortsteilen sondern auch Barsinghäuser, Seelzer, Wennigser und Ronnenberger. Sie alle haben den Eindruck, dass sich die Anzahl der überquerenden Flugzeuge drastisch erhöht hat, das gilt insbesondere für die frühen Morgenstunden.

"Ich wohne seit vielen Jahren in Großgoltern und beobachte, dass seit vier, fünf Jahren vor allem nachts viele Flugzeuge über uns hinwegziehen.  Wir schlafen nur noch mit geschlossenem Fenster.""Ich wohne in Döteberg (Seelze), letztes Jahr sind zwei Langenhagener wegen des Fluglärms zu mir gezogen und ich konnte sie beruhigen. Heute weiß ich nicht, was ich zu ihnen sagen soll". "Wenn schon Nachtflüge, dann bitte mit leisen Maschinen!"

Hannover-Langenhagen ist der einzige Flughafen Norddeutschlands ohne Nachflugverbot- und das soll laut Reinhart Thomas auch so bleiben.  Thomas wirft eine Folie vom 11. August an die Wand, derzufolge 24 Flugzeuge tagsüber und 13 nachts Everloh überquert haben. "Der Flughafen Hannover-Langenhagen sorgt für Transparenz, das können Sie sich alles auch selbst im Internet angucken", sagt der Lärmschutzbeauftragte, während es im Publikum rumort: "13 Flugzeuge, die habe ich manchmal in ein, zwei Stunden", protestiert eine Besucherin.

"Die Nachtflüge sind ein politisches Thema", sagt Thomas. Da könne er nicht weiterhelfen. Stattdessen rät er den Anwesenden, sich die mobile Messanlage des Flughafens für vier Wochen auszuleihen, damit verlässliche Zahlen vorliegen. Allzu viel Hoffnung macht er aber nicht: Die Zuhörer wohnten allesamt außerhalb des Lärmschutzkorridors, in Langenhagen, Garbsen und Burgdorf sei die Lärmbelästigung deutlich höher, da investiere der Flughafen in Lärmschutzmaßnahmen bei den Anwohnern. Und dann verweist er noch auf den Autolärm, der doch auch störend sei: "Es gibt kein Recht auf Lärmfreiheit!"

Reinhart Thomas zeigt Flugrouten auf, nach Osten, nach Antalya zum Besipiel, sie überqueren die Wohnorte der Anwesenden. Nach der Wende seien die Routen so verändert worden. Einige glauben, dass das auch jetzt noch einmal der Fall ist: "Wenn ich nach München fliege, was ich häufig mache, dann fliege ich jetzt auch über Gehrden", behauptet ein Besucher.  Der Lärmschutzbeauftragte kann das nicht bestätigen, verweist auf viele Faktoren, die über Routen und damit auch Lärm entscheiden:  Der Wind, die neuen Direktverbindungen in östliche Hauptstädte, technische Dinge. Thomas rechnet nicht damit, dass es zu einer spürbaren Ausweitung des Frachtflugverkehrs kommt. Die vom Flluglärm noch mehr gebeutelten Städte Langenhagen, Burgdorf und Garbsen sehen das anders und fordern vom Niedersächsischen Verkehrsministerium ein Nachtflugverbot.

Im Sportheim Northen-Lenthe verabredet man sich am Ende zu weiteren Treffen. "Sie können auch mal jemanden von der Deutschen Flugsicherung einladen, die sind immer bereit, zu solchen Infoabenden zu kommen," empfielt Reinhart Thomas. Everlohs Ortsbürgermeisterin Gisela Wicke schlägt vor, dass sich die Gehrdener Ortsteile die moble Fluglärm-Messstation ab Mai 2020 im monatlichen Wechsel ausleihen. Und dann will man noch überlegen, wie man an die Landes- und Bundespolitiker herantritt. Denn entschieden wird über den Fluglärm an anderer Stelle, das ist an diesem Abend ganz deutlich.