Gehrden/Region.
Eine große, weiße Maschine steht im OP. Ihre vier Arme sind über dem Patienten in Position und über vier Hülsen gelangen ihre Instrumente in den Bauchraum. Der Chirurg sitzt an einer Steuerkonsole, bei deren Anblick jeder Videospiel-Fan neidisch werden würde: Den Kopf hat der Arzt in einem übergroßen 3D-Monitor versenkt, seine Finger und seine Füße sind jeweils mit unterschiedlichen Steuerungshebeln und -pedalen verbunden. Emergency Room war gestern.
Oberarzt Heiko Aselmann operiert bereits seit sechs Jahren mit dem Da Vinci-System. Die Bewegungen der Instrumente im Bauch des Patienten, die er am Steuerungspult ausführt, lassen sich über einen großen Monitor nachverfolgen. Sie sind unglaublich präzise, jede Vergrößerung und jeder Schnitt sitzen nahezu perfekt. Das ist einer der großen Vorteile des Roboters: Das OP-Feld lässt sich deutlich vergrößert darstellen. Bewegt der Operateur seinen Finger dann mehrere Zentimeter, bewegt sich das Instrument – je nach Vergrößerungsfaktor – nur um Millimeter. „Wir können so viel mehr Details erkennen und viel feiner präparieren“, erläutert Aselmann. Dabei sind die Maschinenarme nicht nur präziser, sondern auch beweglicher. „Der Roboter macht genau das, was wir mit der Hand machen. Das ist bei der herkömmlichen Technik ganz anders, da ist man wesentlich eingeschränkter“, unterstreicht der Oberarzt.
Gerade auch die Urologie des Klinikums nutzt diese Möglichkeiten, denn hier wird im männlichen Becken operiert, welches von Natur aus eher eng ist. „Die Vorteile des Da Vinci-Systems werden da sehr schnell deutlich“, so Chefarzt Florian Fuller. „Zum Beispiel bei einer Prostata-OP kommt es auf hohe Präzision an, um das benachbarte Nervengeflecht so wenig wie möglich in Mitleidenschaft zu ziehen. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Kontinenz und die Potenz des Patienten, also auf die Lebensqualität im Anschluss“. Die hohe Beweglichkeit des Roboters eröffnet zudem neue Möglichkeiten – beispielsweise bei tief im Körper sitzenden Tumoren oder bei stark übergewichtigen Patienten. Hierfür reicht die Manövrierfähigkeit der klassischen minimal-invasive Methoden („Schlüssellochtechnik“) in der Regel nicht aus und so bliebe nur die offene Operation möglich – für den Patienten bedeutet das eine deutlich höhere Belastung. Dank des Da Vinci-Roboters können solche Fälle in Zukunft auch schonend operiert werden.