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Grindel: "Aus den ehrenamtlichen Helfern müssen Mitarbeiter werden"

DFB-Präsident Reinhard Grindel, Thomas Spieker und Bernhard Schrader mit der D-Jugend.

Northen / Lenthe.

Hoher Besuch beim SV Northen-Lenthe: Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen FußballBundes (DFB), war der Einladung des Vereinsvorsitzenden Bernhard Schrader und des CDU-Stadtverbandsvorsitzenden aus Gehrden, Thomas Spieker, gefolgt. Getroffen wurde sich am Freitagabend im Vereinshaus des SV Northen Lenthe an der Lenther Linde. 

Nach der Ankunft beobachtete der DFB-Präsident voller Interesse die 1. und 2. Herrenmannschaft des Vereins bei einem Schautraining - trotz des nicht enden wollenden Nieselregens. Er stellte Fragen und zeigte sich sichtlich begeistert, dass einer der zwei Jugendtrainer sogar Besitzer eines Trainerscheins ist. 

Nach einer kurzen Begrüßung durch Spieker und Schrader erhielt Reinhard Grindel das Wort. „Bei einem solchen Treffen sollten wir zusammen diskutieren,“ eröffnete er seine Rede. Er besuche etwa alle 14 Tage Sportvereine in ganz Deutschland um von der Basis zu hören, welche Verbesserungsmöglichkeiten anzubringen sind und welche Sorgen und Nöte die Vereinslandschaft in Deutschland prägen. Eine Sorge sticht dabei vor allen Dingen heraus: die Not an ehrenamtlichen Mitarbeitern - und das trotz der 6,9 Millionen Mitglieder in den etwa 29.000 Vereinen des DFB. Die Sporthochschule Köln führt alle zwei Jahre eine Umfrage unter tausenden Sportvereinen durch und stellt immer öfter fest, dass das größte Problem der Vereine die fehlende Unterstützung durch Ehrenamtliche ist. Ein Vater, der am späten Nachmittag das Training der Jugendmannschaft übernimmt, eine Mutter, die sich um den Transport der Spieler zu den Turnieren kümmert oder ein Landschaftsgärtner, der in seiner freien Zeit einen Teil der Rasenpflege übernehmen kann. „Die Bereitschaft muss da sein, sonst funktioniert Ehrenamt nicht“, so Grindel. Er selbst hat seine Basis beim Rothenburger SV, bei dem sein jüngster Sohn heute in der G-Jugend spielt. Er wünscht sich, dass aus ehrenamtlichen Helfern Mitarbeiter werden, sagt der DFB-Präsident.

„Ihr seid unsere Basis, aus euch werden Spieler wie Bastian Schweinsteiger und Phillip Lahm“, spricht Grindel die Spieler direkt an. Bei einer Diskussionsrunde wurde jedem Anwesenden die Möglichkeit gegeben, offen Fragen zu stellen. Gerade die Eltern junger Spieler zeigen sich besorgt - es sei immer schwieriger, Mannschaften vollzubekommen, selbst in der Innenstadt von Hannover sei dies ein Problem. 

„Früher war es viel einfacher, da gab es ein Leben ohne Handy und iPad,“ sagt Grindel. Heute sei es schwierig, die Jugend zu motivieren, die Ablenkung ist zu groß. Ihnen zu zeigen, wie wertvoll die Idee des Vereins, das Gemeinschaftsbewusstsein und das Erwerben von sozialen Kompetenzen ist, das sei hier wichtig. Wenn durch die fehlende Unterstützung der Eltern oder Mitglieder das Training einer Jugendmannschaft jedoch oft ausfalle, obwohl sich die Jungen und Mädchen darauf freuen, dann sei es klar, dass sie irgendwann auch keine Lust mehr haben, am Training teil zu nehmen. „Wenn es hier nicht gut läuft, dann läuft es auch bei uns nicht gut“, sagt Reinhard Grindel. Durch die Integration von Geflüchteten und Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund konnten schon einigen Mannschaften vor dem Aus bewahrt werden, spricht Grindel den Eltern Mut zu. 

Einige Verbesserungen gibt es jetzt schon: sollte sich zum Beispiel ein ungeübter Vater dazu bereit erklären, die Mannschaft seines Kindes zu trainieren, dann bekommt er Trainingsunterlagen und einen Plan für ein halbes Jahr im Netz bereitgestellt. Auch der Prozess zum Erwerben eines Trainerscheins hat sich sichtlich erleichtert. Für alle Berufstätigen gibt es nun statt Blockunterricht im Vereinsheim ein E-Learning-Programm, bei dem die Theorie online und von zu Hause aus gelernt werden kann. Lediglich der praktische Teil müsse noch auf dem Platz erledigt werden. 

Nach seiner Rede bekamen die Jüngsten die Möglichkeit, den DFB-Präsidenten zu fragen, was sie schon immer einmal wissen wollten. Lenz, 13 Jahre und Spieler in der D-Jugend, fragt nach einem Haustier - und erntet großes Gelächter. Ein Haustier könne er sich nicht erlauben, meint Grindel, da er nur sehr selten zu Hause sei, aber sein Sohn sei stolzer Besitzer eines Aquariums. Jannik, 11 Jahre, möchte wissen, ob er glücklich ist, Präsident des Deutschen Fußballbundes zu sein. „Ja, auf jeden Fall“, sagt Reinhard Grindel mit einem Lachen,“ Ich bin froh, dass ich etwas bewegen kann.“ 

Die Lenther-Herrenmannschaft trug ihm zum Schluss noch voller Inbrunst die Vereinshymne vor und über das Trikot sowie ein Weinpräsent freute sich Reinhard Grindel sichtlich.