Gehrden. Die Grünen haben zu einer offenen Diskussionsrunde über den Neubau der Grundschule Am Castrum in den Ratskeller eingeladen. In den letzten Tagen gab es Hinweise darauf, dass auf Grund von großen Preissteigerungen der Entwurf für den Neubau, der einvernehmlich vor einem Jahr im Rat beschlossen worden ist, überplant und reduziert werden soll. Auch Bürgermeisterkandidat Arne Bischoff war dabei, um sich für den Bau auszusprechen. .
Lisa-Marie Benda, Vorstand Grüne, begrüßte die Gesprächsrunde, zu der neben Parteimitgliedern auch einige Gäste und auch der Bürgermeisterkandidat Stephan Fromm (Die Partei) gekommen waren. Auch Schulleiterin Nina von Zimmermann folgte der Einladung. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Heinz Strassmann, führte in das Thema ein. Er wurde aus gesundheitlichen Gründen per Video zugeschaltet. 16 Pläne habe es bei einem Architektenwettbewerb gegeben, von dem dann der Rat einstimmig eine Variante mit vier „Lernhäusern“ auswählte. Jüngst wurde den Ratsmitgliedern in einer nicht öffentlichen Ratsinformationsveranstaltung der Verwaltung bekannt gegeben, dass die Kosten stark angestiegen seien, so Strassmann. Dirk Piche, Grüne, kritisierte, dass die Schulleitung zu diesem Termin nicht eingeladen wurde. Die Ideen, um Kosten einzusparen reichten von der Streichung von Räumen, die Festhalle zu streichen, oder Baumaterialien auszutauschen, um die Kosten zu senken. Fromm gab zu bedenken, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen würden. „Die ursprünglich angesetzten 18 Millionen für den Neubau, waren nur die Baukosten“, so Fromm, „Nun heißt es, die Kosten liegen bei 30 bis 35 Millionen, jedoch bezieht sich dieser Preis auf die gesamte Fertigstellung.“ Die Preissteigerung sei anhand der nicht vergleichbaren Werte schwer. Die Grünen kritisierten hier, dass die Verwaltung zu schleierhaft informiere. „Eine der Fragen ist aber, wie sieht der Zeitplan aus. Die Eltern in Gehrden haben eine verlässliche Betreuung verdient“, findet Bischoff, Es muss geklärt werden, ob die Kosten nennenswert sinken, wenn Baumaterialien getauscht werden. Wichtig ist mir aber vor allem, dass die Schule 2026 steht und eine Ganztagsbetreuung anbieten kann.“
Wichtig ist den Grünen, dass die Holzbauweise beibehalten werden. Die Architekten, die schon über 20 Schulen gebaut haben, hätten bei einer Präsentation klar gemacht, dass generell mit einem Holzbau pfleglicher umgegangen wird, das Raumklima deutlich besser sei als bei Beton und dass das Aggressionslevel bei Kindern um bis zu 60 Prozent niedriger sei in einem Holzbau. Piche warnte vor einer Raumknappheit. Diese erlebe er als Lehrer aktuell an seiner Schule. Der Neubau sollte den Planungen nach Multifunktional sein und die Festhalle auch Raum für den Ganztag geben, eine Verkleinerung sehen die Grünen nicht.
Fromm ergänzte, dass man keine Angst davor haben sollte, dass die Pläne überarbeitet werden, um Einsparungsmöglichkeiten zu finden. Allerdings warnte er davor die Festhalle zu streichen: „Dann bauen wir die in ein paar Jahren wohl viel teurer woanders.“ „Die Bildung folgt dem Gebäude. Die Stadt setzt hier ein Statement, was Bildung in Gehrden bedeutet“, so Piche.
Arne Bischoff sieht den Rat isoliert von den Bürgern. Die Menschen lesen dann in der Zeitung die Preissteigerungen und sind geschockt. Leider habe die Verwaltung die Entwicklung der Schüler vollkommen falsch eingeschätzt. „Wer hätte das bei den vielen Neubaugebieten auch ahnen können“, ist Bischoff enttäuscht. Den Bürgern fehlen Informationen, daher sollten sie nicht davor zurückschrecken die Parteien anzusprechen und nachzufragen. Die Fraktionen könnten dann diese Sorgen besprechen und die die Rats- und Ausschusssitzungen mitnehmen.
Schulleiterin Nina von Zimmermann sprach sich für den Neubau aus. Das jetzige Gebäude sei marode und der Standort für einen multifunktionalen Neubau mit Festhalle ein Gewinn für die Innenstadt. „Wir sollten die Schule jetzt bauen. Das pädagogische Konzept ist toll und die Architekten sind top“; sagt von Zimmermann, „Wenn wir jetzt nicht bauen, schieben wir in Gehrden wieder nur die Probleme vor uns her.“
Zum Ende der Diskussionsrunde stellte sich heraus, dass wohl niemand einen Neubau verhindern, oder das pädagogische Konzept verändern will. Jedoch müssen Einsparpotentiale geprüft und offen kommuniziert werden, finden die Grünen und Arne Bischoff. „Wir sollten das Konzept nicht anfassen und möglichst schnell mit dem Bau beginnen. Die Eltern haben in Gehrden genug Probleme bei der Betreuung erlebt“, so Bürgermeister Kandidat Arne Bischoff abschließend, „Ja, es muss geprüft werden, ob Einsparungen möglich sind, aber die Holzbauweise hat so viele Vorteile, als dass die geringen Einsparungen einen Betonbau rechtfertigen. Den Bürgern fehlen aber viele Infos zu der Thematik. Ja, die Baukosten steigen, aber vielleicht sind später die Kosten für Tafeln und Tische viel gravierender. Wir müssen diese Themen einfach offen diskutieren.“