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FDP: Sind gespannt, ob Ratsmehrheit noch steht

Wennigsen / Barsinghausen / Gehrden.

Der Regionsabgeordnete Klaus Nagel (FDP) staunte nicht schlecht, als er sich die Höhenprognose für Windräder zwischen Barsinghausen, Gehrden und Wennigsen ansah. 246 Meter hoch sollen fünf Windkraftwerke hier werden - wenn es denn politisch in diese Richtung gehen wird. Denn es gibt noch einige weiße Flecken, wo Windkraftvorrang möglich ist. Eine davon ist eben zwischen den Ortsteilen Redderse, Degersen und Egestorf.

"Es reicht jetzt, wir werden eingekreist"

Hintergrund ist laut Nagel, dass die Region bis 2050 klimaneutral sein möchte. Dazu zählt auch Windkraft. "Das grüne Musterländle Baden-Württemberg hat derzeit 720 Windkraftanlagen. In der Region Hannover sind es aktuell genau 259 Anlagen - also mehr als ein Drittel von ganz Baden-Württemberg". Er verstünde daher die Bürger, wenn sie sagten: "Es reicht jetzt, wir werden eingekreist". Doch das Spiel "Gute Windräder" gegen "Böse Menschen" ist Nagel zu einfach. Die Verantwortung liegt künftig bei den Kommunen. "Flächennutzungs- und Bebauungspläne können Einfluss nehmen auf die Windkraft", stellte er gegenüber der Wennigser FDP-Ratsfraktion vor Ort klar. Gleichwohl sei eine reine Verhinderungsplanung nicht zulässig. "Aber sehr wohl eine Höhen- und Stückzahlbegrenzung. Jedoch kann dagegen von den Eigentümern von Grund und Boden oder auch den Windkraftwerksbetreibern geklagt werden", betonte der Springer Regionsabgeordnete.

Steht die Mehrheit noch?

Wennigsens FDP-Fraktionschef Hans-Jürgen Herr kritisierte in diesem Zuge Bürgermeister Christoph Meineke: "Es gibt einen klaren Ratsbeschluss gegen die Anlagen hier, aber der Bürgermeister verzögert das Verfahren". Herr befürchtet, dass der Wind sich inzwischen gedreht habe. Friday for Future und Wennigsen for Future hätten jüngst demonstriert, dass die - auch lautstark - Themen besetzen wollen. "Das laute Verhalten gehört sich aber nicht und ich hoffe, dass der Ratsvorsitzende da künftig gegen vorgeht", unterstreicht Herr. Früher sei der Rote Milan, ein Vogel, der auf der Artenschutzliste stehe, ein "K.O.-Kriterium" gewesen. "Heute spielt das plötzlich keine Rolle mehr", zeigt sich Herr irritiert. Wennigsen sei ein Naherholungsort und habe ohnehin kaum Entwicklungsspielräume. Nun solle auch noch der letzte Schatz der Gemeinde, die Natur, "durch großindustrielle Energiegewinnungsanlagen" angegriffen werden. Die FDP will im September im Bauausschuss und Rat überprüfen, ob die damals klare Mehrheit gegen Windvorrangflächen in Wennigsen noch Bestand habe.

Naturschutz ist auch Menschenschutz

Klaus Nagel betont, man habe nichts gegen Windenergie: "Wir brauchen diese für den Standort Deutschland, keine Frage". Aber: "Naturschutz ist auch Menschenschutz, man muss hier mit Augenmaß vorgehen und die Kommunen und die Bürger mitnehmen", empfahl er. Ein Anordnen von "oben" sei nicht nachhaltig.

So ist der weitere zeitliche Ablauf

Der zeitliche Ablauf zur Neuplanung der Windenergienutzung im Regionalen Raumordnungsprogramm steht. Er geht deutlich über die Kommunalwahlen im Herbst 2021 hinaus. In 2021 sollen ein Artenschutzgutachten und auch eine einzelgebietliche Abwägung vorliegen. Danach, im Spätsommer 2021 etwa, soll das 1. Beteiligungsverfahren stattfinden. In dieser Zeit wird die Kommunalwahl deutlich greifbar sein. Das Thema Windkraft gilt damit als gesetzt für den Wahlkampf 2021. Das zweite Beteiligungsverfahren ist dann im späten Frühjahr 2022 angesetzt, damit der Entwurf im Herbst 2022 vorliegt. Wer dann in der Regionsversammlung und im Regionshaus das Sagen hat, ist heute noch vollkommen unklar.

Hier kann man Zu- oder Widerspruch anmelden

Diese sind bis zum 25. September an die Region Hannover, vorzugsweise elektronisch per E-Mail an regionalplanung@region-hannover.de zu richten. Es ist ebenso möglich, diese postalisch an die Region Hannover, Team Regionalplanung, Hildesheimer Str. 20, 30169 Hannover zu senden.