Gehrden. Geschätzt kamen rund 200 Eltern wütend zum Rathaus, um gegen die Betreuungssituation in Gehrden zu demonstrieren. „Wir Eltern tragen nun die Last für das Versagen der Verwaltung“, klagten Eltern bei der Demo. Bei manchen geht es um die Existenz, wenn Elternteile ihre Berufe nicht ausüben können, da die Kinder keine Betreuungsplätze haben. Bürgermeister Cord Mittendorf und Erster Stadtrat André Erpenbach versuchten die Fragen der Initiative Hort Gehrden zu beantworten. Eine schnelle Lösung scheint es aktuell aber nicht zu geben. .
Innerhalb von nur einer Woche hätten sich über 100 Eltern aus Gehrden in einer WhatsApp-Gruppe zusammengeschlossen und auch die Demo am Donnerstagnachmittag organisiert, erklärte Arne Bischoff. Er übernahm für die Gruppe auch das Wort und versuchte von Politik und Verwaltung antworten zu erhalten. Für die Eltern zählen nur noch Lösungen, um die Grundschulkinder betreuen zu lassen. Bischoff ging es nicht darum auf der Vergangenheit herumzureiten, sondern den Blick endlich nach vorne zu richten: „Es wird und wurde einfach immer alles zu knapp geplant. Jetzt auch wieder bei der Grundschule am Langen Feld, warum werden da nicht gleich ein paar mehr Räume als Betreuungsmöglichkeit eingeplant? Das ist alles nicht nachvollziehbar.“ Die Eltern kritisieren, dass die Verwaltung und die Politik immer schnell dabei wären, neue Baugebiete auszuschreiben, wenn es aber um Räumlichkeiten für die Kinderbetreuung gehe, passiere jahrelang nichts. Schon vor zwei Jahren sei bekannt gewesen, dass rund 200 Betreuungsplätze benötigt würden. Eine 2017 eingerichtete Arbeitsgruppe tagte nur zwei Mal, ohne Ergebnis.
Eine kurzfristige Maßnahme zur Füllung der Betreuungslücke gibt es derzeit nicht, da die räumliche Situation in den Grundschulen eine zusätzliche Einrichtung von Betreuungsplätzen nicht zulasse, erklärte Cord Mittendorf. Die Betreuung der Kinder kann lediglich im bisherigen Umfang (ab Oktober insgesamt 95 Betreuungsplätze) sichergestellt werden. Im Oktober soll dann endlich auch die AWO verspätet ihr Betreuungsangebot anbieten können. „Der Vertrag liegt fertig bei uns und wird noch angepasst und dann von uns unterschrieben“, so Erster Stadtrat zu den entrüsteten Eltern und bat um Verständnis. „Ich brauche kein Verständnis, sondern Lösungen“, klagte eine alleinerziehende Mutter.
„Die Nachmittagsbetreuung ist derzeitig noch eine freiwillige Aufgabe. Der Bund und das Land Niedersachen haben den Anspruch auf Ganztagsbetreuung zum Schuljahr 2026/2027 beschlossen“, erklärte Mittendorf, „Der Rat der Stadt Gehrden hat in der Sitzung vom 27. September 2017 beschlossen, dass beide Grundschulen im Ganztag gleichzeitig den Betrieb, nach Fertigstellung der Schulen, aufnehmen sollen.“ Dies beruhigte die Eltern nicht, denn schon jetzt müssen einige Urlaub nehmen, um ihre Kinder betreuen zu können. „Ich kann mir das nicht leisten und ich habe von der Stadt auch kein alternatives Angebot bekommen“, klagte eine alleinerziehende Mutter.
„Ja, ich weiß um die Problematik und wir haben auch Fehler gemacht“, gab Mittendorf zu, „Wir hätten früher reagieren müssen.“ Die Verwaltung habe in den letzten Tagen intensiv nach Grundstücken gesucht, auf denen eine Betreuungsmöglichkeit zu schaffen sei. Tatsächlich steht ein großes Grundstück zur Verfügung, hier müsse aber noch weiter geprüft werden. Es sollen dann aber bis zum nächsten Schuljahr 100 Betreuungsplätze entstehen. „Und das soll ein Erfolg sein“; rief ein wütendes Elternteil“; 100 Plätze? Wo schon vor zwei Jahren 200 gefehlt haben?“ „Wir haben derzeit alle möglichen Räumlichkeiten in Benutzung, wir tun was wir können“, so Erpenbach. Die Situation sei kompliziert und könne gerne im kleineren Kreise explizit dargestellt werden. Es sei kompliziert geeignete Standorte zu finden, da die Finanzen geklärt sein müssten und auch ein externer Dienstleister müsste gefunden werden. Außerdem würden derzeit alle Kommunen nach Fachkräften für Kinderbetreuung suchen, der Arbeitsmarkt sei leer, so Erpenbach. Die Verwaltung bot der Initiative Hort Gehrden an, einen Gesprächskreis zu gründen, um im Gespräch zu bleiben.
Der Bedarf dürfte weiter steigen. Bischoff hofft, dass es Lösungen geben wird, noch bevor dann die Ganztagsbetreuung 2026/2027 in den neugebauten Grundschulen starten wird. „Für vieles ist Geld da, nur die Eltern scheinen keine Lobby zu haben.“