Region. In Niedersachsen sind im Jahr 2020 insgesamt 370 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das waren 62 Menschen weniger als 2019. Damit sank die Zahl der Verkehrstoten auf einen neuen Tiefstand - zuletzt hatte es im Jahr 2017 mit 403 tödlich Verunglückten einen ähnlichen Tiefstand gegeben..
Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagte zu den am Dienstag, 13. April, vorgelegten Zahlen: „Die Corona-Pandemie verändert vieles, das gilt auch für die Mobilität und insbesondere für die Verkehrsunfälle. Seit Beginn der Aufzeichnung der amtlichen Unfallstatistik im Jahr 1953 gab es noch nie so wenige Todesopfer auf Niedersachsens Straßen. Das ist aber keine gute Botschaft, denn das sind immer noch 370 Menschen zu viele, die ihr Leben verloren haben. Daher setzen wir uns auch zukünftig konsequent dafür ein, die Zahl der Verkehrsunfälle weiter durch entsprechende Maßnahmen zu reduzieren. Auffällig sind in diesem Jahr die Zahlen bei den älteren Fahrradfahrenden und die hohe Zahl der tödlich Verunglückten bei Baumunfällen.“
Gesamtunfallzahlen
Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle eine Abnahme um 15,2 Prozent auf insgesamt 184.844. Das sind 33.185 Unfälle weniger als 2019. Ebenso gesunken sind die Zahlen der Schwer- und Leichtverletzten. 2020 gab es 5.260 Schwerverletzte (2019: 6.140). Die Zahl der Leichtverletzten sank von 35.806 auf 29.745 (-16,9 Prozent).
Unfallursachen
Zu hohe Geschwindigkeit war auch 2020 die Hauptursache für Verkehrsunfälle mit Todesopfern. Außerdem waren Vorfahrtsmissachtung, Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie zu geringer Abstand zwischen den Fahrzeugen maßgebliche Gründe für Unfälle. Eine gravierende Veränderung im Vergleich zum Vorjahr ist bei den Ursachen kaum festzustellen.
Risikogruppen
2020 kamen vier Kinder im Alter bis elf Jahren bei Verkehrsunfällen ums Leben und somit fünf weniger in dieser Altersgruppe als 2019. Bei der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren gab es eine ebenso deutliche Abnahme bei den Unfällen mit tödlichen Folgen, hier sank die Anzahl der Todesopfer von 82 im Jahr 2019 auf 41. Von den tödlich verunglückten jungen Erwachsenen haben 26 Personen einen Pkw, eine Person einen Lkw und neun Personen ein motorisiertes Zweirad geführt.
In der Altersgruppe der Senioren (ab 65 Jahren) gab es 113 Todesopfer, das sind 30 Personen weniger als 2019. Damit entspricht der Anteil dieser Personengruppe an den Verkehrstoten rund 31 Prozent in Relation zu einem Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 22 Prozent. Auch 2020 waren wie im Vorjahr gut 43 Prozent der Todesopfer aus dieser Altersgruppe als Fahrende oder Mitfahrende in einem Pkw unterwegs. Erneut starb fast die Hälfte als sogenannte „ungeschützte Verkehrsteilnehmende“ - sie waren also zu Fuß oder mit dem Fahrrad bzw. Pedelec unterwegs.
In Niedersachsen sind 2020 mit insgesamt 51 Personen rund 30 Prozent weniger Fahrradfahrende tödlich verunglückt als im Vorjahr (2019: 73). 22 von ihnen nutzten ihr Pedelec, als es zu dem tödlichen Unfall kam. Insgesamt waren von den 51 Radfahrenden 32 im Alter von 65 Jahren und älter.
Minister Pistorius: „Auch in diesem Jahr liegt der Schwerpunkt in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit auf dem Radverkehr. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass im Zuge der Pandemie Fahrräder und Pedelecs noch einmal beliebter geworden sind. Auffällig bleiben weiterhin die hohen Zahlen der tödlich Verunglückten unter den älteren Pedelec-Fahrenden. Hier werden wir unsere Aufklärung und Präventionsarbeit gemeinsam mit unseren Partnern intensiv fortführen.“ Die Anzahl der tödlich verunglückten motorisierten Zweiradfahrenden nahm 2020 ebenso ab (minus 15 Prozent). Dabei sank die Zahl von 68 im Jahr 2019 auf 58 im vergangenen Jahr. Insbesondere in der Klasse der Motorräder mit mehr als 125 ccm sind mit 47 getöteten Personen neun weniger als 2019 zu verzeichnen.
Zwei Personen weniger und somit 40 im Jahr 2020 sind in der Gruppe der tödlich verunglückten zu Fuß gehende Verkehrsteilnehmende zu verzeichnen. Davon waren 22 im Alter von 65 Jahren und älter sowie drei im Kindesalter von elf Jahren und jünger.
Baumunfälle und Landstraßen
Rund zwei Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle (insgesamt 249) haben sich auf Landstraßen ereignet. Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle hat sich dabei in Niedersachsen im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent auf 2.963 Unfälle reduziert (2019: 3.239). Auch die Zahl der bei Baumunfällen schwer und leicht verletzten Personen ist gesunken: 2020 gab es 710 Schwerverletzte (2019: 762). Die Zahl der Leichtverletzten sank von 1.468 auf 1.328 (-9,5 Prozent). Dagegen ist die Anzahl der bei diesen Verkehrsunfällen tödlich verunglückten Personen auf 121 Personen gestiegen (2019: 120).
Minister Pistorius: „Damit sind rund ein Drittel aller Verkehrsunfalltoten in Niedersachsen im vergangenen Jahr bei den sogenannten Baumunfällen ums Leben gekommen. Wesentliche Gründe waren Fahrfehler sowie nicht angepasste Geschwindigkeit. Auffällig ist dabei die Gruppe der jüngeren Fahrerinnen und Fahrer. Allein 21 von den 121 Verkehrstoten bei Baumunfällen waren im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Im Alter von 25 bis 34 Jahren waren es sogar 31 Todesopfer. Das zeigt: Zu hohes Tempo und auch nur sehr kurze Unaufmerksamkeit oder Ablenkung ist lebensgefährlich. Auch darum startet in Kürze mit weiteren Partnern eine landesweite Unfallpräventionskampagne. Damit wollen wir die Menschen über die Gefahren von zu hoher Geschwindigkeit auf Landstraßen und die furchtbaren Folgen dieser Unfälle sensibilisieren.“
Autobahnen in Niedersachsen
Im Jahr 2020 kamen auf den niedersächsischen Autobahnabschnitten 39 Personen ums Leben, das waren drei Personen weniger als im Jahr zuvor.
Die Unfalluhr 2020 in Niedersachsen:
- alle 3 Minuten nahm die Polizei einen Verkehrsunfall auf
- alle 3 Stunden endete ein Verkehrsunfall an einem Baum
- alle 15 Minuten verunglückte eine Person im Straßenverkehr
- alle 4 Stunden war ein verunglücktes Kind darunter
- alle 85 Minuten eine Person im Alter zwischen 18 und 24 Jahren
- alle 106 Minuten verunglückte ein älterer Mensch ab 65 Jahren
- alle 56 Minuten kam ein Fahrrad Fahrender zu Schaden
- alle 4,5 Stunden verunglückte ein Pedelec-Fahrender
- alle 4,5 Stunden war die Gesundheit von zu Fuß gehenden Verkehrsteilnehmenden betroffen
- jeden Tag kam ein Mensch im Straßenverkehr ums Leben