Stolpersteine herausgebrochen: Stadt Seelze und Polizei bitten um Hinweise

„Der Diebstahl der Stolpersteine ist ein schändlicher Angriff auf das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus in unserer Stadt“, betont Bürgermeister Alexander Masthoff. „Diese Steine stehen für das Gedenken an Menschen, die in der dunkelsten Zeit unserer Geschichte verfolgt und ermordet wurden“, ergänzt er.

Da der Diebstahl einen antisemitischen Hintergrund haben könnte, ermittelt der polizeiliche Staatsschutz. Nach bisherigen Erkenntnissen des Kriminaldauerdienstes Hannover ereignete sich die Tat zwischen Dienstag, 18 Uhr, und Mittwoch, 07:45 Uhr. Auf den Steinen waren Messingplatten angebracht, von denen zwei in der Nähe des Tatorts aufgefunden wurden. Die drei Steine sowie eine der Messingplatten sind weiterhin verschwunden. Die Polizei sicherte Spuren und befragte Zeuginnen und Zeugen sowie Anwohnende.

Die sechs Stolpersteine waren im Juni auf Initiative des Seelzer Steinmetzmeisters Oliver Schneider auf dem Gehweg an der Hannoverschen Straße 4 verlegt worden. Dort befand sich von Ende 1927 bis 1937 das Weißwarengeschäft der Seelzer Familie Willner, deren Angehörige in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihres jüdischen Glaubens ausgegrenzt und verfolgt wurden.

„Ich bin sprachlos, traurig und wütend“, sagt Oliver Schneider über die Tat. „Für mich ist das blanker Hass, diese Steine herauszubrechen, zu zerstören und zu entsorgen – egal, ob aus rechter oder linker Gesinnung oder aus anderen ideologischen oder religiösen Motiven“, hebt er hervor.

Der städtische Betriebshof habe nach dem Bekanntwerden des Vorfalls umgehend reagiert und den beschädigten Bereich des Gehwegs wieder hergerichtet. Die Stadt Seelze setze sich nun gemeinsam mit Oliver Schneider dafür ein, dass die entwendeten Stolpersteine schnellstmöglich erneuert werden, sagt Bürgermeister Alexander Masthoff. „Ich werde die Stolpersteine auf eigene Kosten wiederbeschaffen und einsetzen“, kündigt Oliver Schneider an. Witterungsbedingt werde dies allerdings sehr wahrscheinlich erst im Frühjahr erfolgen können.

Zur schnellen Aufklärung der Straftat bitten die Stadt Seelze und die Polizei die Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe. „Ich rufe ich alle Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich dazu auf, Informationen zu dieser Tat an die Polizei weiterzugeben. Jeder Hinweis kann zur Aufklärung beitragen und helfen, die Täterinnen oder Täter zur Verantwortung zu ziehen“, betont Alexander Masthoff.

Der Kriminaldauerdienst nimmt alle Hinweise sowie verdächtige Beobachtungen, die zur Ermittlung der Täterinnen oder Täter führen könnten, unter Telefon (0511) 1095555 entgegen.