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180Grad setzt Maßstäbe in der Prävention sexualisierter Gewalt durch Jugendliche

Symbolbild. Quelle: Pixabay.

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Hannover. Das Land Niedersachsen engagiert sich weiterhin für die Prävention von sexualisierter Gewalt durch Jugendliche. Das Projekt „180Grad“ der Medizinischen Hochschule Hannover wird ab 1. August für zweieinhalb Jahre weiter gefördert, wie Niedersachsens Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi, heute mitgeteilt hat. Das Ministerium fördert das Projekt mit jährlich 110.000 Euro.

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„Ich freue mich sehr, dass wir dieses deutschlandweit einmalige Projekt weiter fördern können. Der konzeptionelle Ansatz, sehr frühzeitig therapeutisch einzuwirken, überzeugt mich total. Der beste Opferschutz verhindert Täterschaften bereits im Vorfeld. Wir schließen damit auch ein Stück weit die Lücke an therapeutischen Angeboten für Jugendliche, die befürchten, sexuell übergriffig zu werden oder bereits übergriffig geworden sind, aber noch nicht im straffälligen Bereich. Dabei ist Prävention in diesem Stadium besonders wirksam“, sagt Philippi.

Die Neigung zu sexuellen Übergriffen beginnt meist früh im Leben. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2023 36 Prozent der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Täterinnen und Tätern, die jünger als 21 Jahre waren, begangen.

Gleichzeitig gibt es so gut wie keine therapeutischen Strukturen, die sich dem Problem der sexuellen Gewalt durch Jugendliche annehmen.

Seit September 2022 bietet die Medizinische Hochschule Hannover mit dem Projekt „180Grad“ erstmals ein therapeutisches Angebot an, das sich an Jugendliche, die zu sexuellen Übergriffen neigen, wendet. Das Projekt bietet gezielte psychotherapeutische Behandlung für betroffene Jugendliche. Zudem werden durch Schulungen und Vorträge Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gewonnen und breit für das Problem sexualisierter Gewalt von Jugendlichen sensibilisiert. In mehr als 180 Behandlungsterminen pro Jahr, 30 Diagnosedurchläufen von potentiellen Klientinnen und Klienten, 10 konkreten Behandlungsfällen und mehr als 50 Schulungen von Fachleuten oder Einrichtungen zeigt sich der deutliche Bedarf an Unterstützung in diesem Bereich.

„Die zunehmenden Anfragen und die konstant hohen Teilnahmeraten an unseren Workshops und Behandlungsangeboten zeigen deutlich, dass präventive Maßnahmen und spezialisierte Behandlungsangebote von großer Bedeutung sind“, erklärt Professor Tillmann Krüger, Leiter und Initiator des 180Grad. „In Studien konnte gezeigt werden, dass rein bestrafende Maßnahmen wie Inhaftierung oder Sozialstunden zumeist zu keiner Reduktion von grenzverletzenden Verhaltensweisen führen. Deshalb legen wir besonderen Wert auf Primärprävention, wie die Gestaltung von themenbezogenen Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie Fachkräftefortbildungen.“

Ein weiteres zentrales Element des Projekts ist die Entwicklung eines Psychotherapie- Manuals zur Behandlung von sexuell grenzverletzenden Jugendlichen im Dunkelfeld, die befürchten, ihre Impulse nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Dieses Manual soll im kommenden Jahr veröffentlicht werden. Es stellt einen bedeutsamen Schritt zur Verbesserung der Qualität von Beratungs- und Psychotherapieangebote dar.

Neben „180Grad“ fördert das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“, das auf Menschen mit pädophiler Neigung ausgerichtet ist, und das Projekt „I can change“, das Erwachsene mit grenzverletzendem Sexualverhalten adressiert, mit zusammen 290.000 Euro jährlich. Beide Projekte zur Gewaltprävention werden ebenfalls von der MHH durchgeführt.